Die derzeit einzige lieferbare deutschsprachige Biographie zu John Steinbeck, dessen Bücher allerdings in einer überraschenden Breite in deutscher Übersetzung vorliegen, was darauf hindeutet, dass sie nicht viel von ihrer Popularität verloren zu haben scheinen – allen voran natürlich »Von Mäusen und Menschen«, das zumindest im Englischunterricht noch zum Kanon gehört.
Die Biographie von Annette Pehnt ist in der Reihe »dtv portrait« erschienen, mit der dtv in direkte Konkurrenz zu den Rowohltschen Bildmonographien getreten ist. Auch diese Konkurrenz belebte das Geschäft, denn nach einer längerern Phase der Stagnation hat sich in den vergangenen Jahren das Niveau der Rowohltschen Bildmonographien sehr erfreulich entwickelt: Viele ältere und kaum mehr brauchbare Bände der Reihe sind durch neu verfasste ersetzt und auch Lesefreundlichkeit und Erscheinungbild sind verbessert worden. Die dtv-Reihe ist bei weitem nicht so umfangreich wie die Rowohltsche, steht aber, was die Attraktivität der Bände angeht, der Konkurrenz in nichts nach. Im Fall des vorliegenden Bandes ist der Buchblock sogar fadengeheftet und das bei einem Preis von 8,50 €. Mit solchen Büchern kann man arbeiteten.
Die Biographie von Annette Pehnt informiert leider nur sehr knapp über den eigentlich biographischen Stoff, erzählt dafür aber auf vielen Seiten Inhalte der wichtigsten Bücher Steinbecks nach. Ich kenne nun die englischsprachige Literatur zu Steinbeck nicht, kann mir also kein Bild davon machen, wie forschungsaufwendig eine andere Gewichtung des präsentierten Materials gewesen wäre. Mir wäre es nur eben lieber gewesen, wenn ich mehr zu Steinbeck selbst erfahren hätte, da ich die Bücher selbst lesen kann und will.
Grundsätzlich leidet diese Biographie daran, dass sie den Eindruck vermittelt, dass die Autorin Steinbeck als Menschen nicht mag und als Autor bestenfalls für drittranging hält. Mit dem letzteren mag sie vielleicht sogar Recht haben, aber man kann auch über einen drittrangigen Autor, besonders über einen, dessen Bücher auch fast 40 Jahre nach seinem Tod noch ungebrochen populär sind, sicherlich interessanteres sagen als immer wieder ›trotz der schwerwiegenden Schwächen des Buches‹ oder ähnliches. Das »Phänomen Steinbeck«, dem sein Erfolg ein Anlass dazu war, sich als Autor zu misstrauen, beschreibt Pehnt zwar, verweigert aber jegliche Analyse. Stattdessen stellt sie mit derselben Naivität, die sie dem Autor Steinbeck an zahlreichen Stellen attestiert, ihr buntes Bild der Welt neben dessen Bücher und hält dies anscheinend für eine Form der kritischen Auseinandersetzung. Ganz drollig gerät es, wenn sie versucht, gut feministisch Steinbeck seinen Machismo vorzuhalten und durch gleichzeitige Kritik des weiblichen Gegenlagers eine ausgleichende Ungerechtigkeit herzustellen.
Leider kein gutes Buch, das sich nur für eine erste, oberflächliche Information eignet.
Pehnt, Annette: John Steinbeck
dtv, 1998. ISBN 3-423-31010-3
Kartoniert – 160 Seiten – 8,50 Eur[D]