Nikolaus Heidelbach ist ein Meister des stillen Humors. Sein Bilderbuch »Königin Gisela« erzählt die Geschichte eines Mädchens, das mit seinem Vater allein am Meer Urlaub macht. Eigentlich kein besonderer Urlaub: Die beiden schwimmen, liegen auf einem Floß in der Sonne und essen abends im Hotel-Resaturant. Aber vor dem Einschlafen erzählt der Vater immer noch eine Episode der Geschichte von Königin Gisela: Gisela ist ein reiches Mädchen, das ohne Eltern eine Luxuskreuzfahrt um die Welt unternimmt.
Nur kam sie nicht so weit wie sie dachte, sondern viel weiter.
Gisela erleidet nämlich Schiffbruch und wird als einizge Überlebende auf einer Insel angetrieben, auf der sprechende Erdmännchen leben – eines spricht sogar Französisch. Gisela bekommt immer nur acht der Erdmännchen zugleich zu sehen und glaubt daher, es seien auch nicht mehr. Anfangs ist Gisela nur ein wenig verwöhnt und kommandiert gern herum, aber weil sie sich langweilt, macht sie die gastfreundlichen Erdmännchen langsam zu Untertanen und will sich zum Schluss gar zur Königin krönen lassen. Wie das ausgeht, wird hier natürlich nicht verraten!
»Königin Gisela« ist eine kleine politische Fabel, ohne sich zu überheben. Brillant wird das Buch durch die Illustrationen Heidelbachs, der die kurze Erzählung in seiner unnachahmlichen Manier bebildert. Allein das Doppelblatt, das die acht Erdmännchen beim »Hofdienst« zeigt, ist umwerfend.
Ein wunderbares kleines Buch, besonders auch für etwas verwöhnte junge Damen zur »moralischen Warnung« geeignet.
Nikolaus Heidelbach: Königin Gisela. Weinheim: Beltz & Gelberg, 2006. Fadenheftung, 32 Seiten mit zahlreichen Abbildungen. 14,90 €.