Nach meiner viel zu späten Entdeckung Alan Bennetts mit The Uncommon Reader, das inzwischen auch in Deutschland die Bestsellerlisten erobert hat, habe ich nun erst einmal eine Sammlung von vier seiner früheren Erzählungen gelesen. Alle diese Erzählungen liegen bei Wagenbach auch auf Deutsch vor; ich gebe unten die entsprechenden Hinweise.
Enthalten sind:
- The Laying on of Hands (dt. Handauflegen) – die Geschichte einer Totenmesse, bei der sehr unterschiedliche Menschen überrascht feststellen müssen, welch großen und zugleich intimen Bekanntenkreis ihr Masseur gehabt hat. Und als dann Einzelne ihre Erinnerungen an den Verstorbenen mitteilen, droht die Versammlung kurzzeitig aus den Fugen zu geraten.
- The Clothes They Stood Up In (dt. Cosi fan tutte) – erzählt von einem älteren, konservativen englischen Ehepaar, das nach einem Opernbesuch feststellen muss, dass ihre Wohnung komplett ausgeraubt wurde. Es erweist sich, dass dieser Vorfall dem Leben zumindest der Ehefrau eine bis dahin unbekannte Dynamik verleiht.
- Father! Father! Burning Bright (dt. Vater, Vater, lichterloh) – berichtet von einem überforderten Lehrer, dessen Vater nach einem Schlaganfall ins Krankenhaus eingeliefert wird und dort im Sterben liegt. Der Sohn verbringt Tage und Nächte voller Schuldgefühl am Bett des Vaters, nur um schließlich doch wieder den wesentlichen Augenblick zu verpassen.
- The Lady in the Van (dt. Die Lady im Lieferwagen) – ist die unglaubliche und offenbar autobiografische Erzählung Bennets über eine alte Dame ohne festen Wohnsitz, die in einem Lieferwagen lebt, den sie eines Tages in seinem Vorgarten parkt. Von da an ist sie seine ständige Nachbarin, nicht nur unglaublich lästig, unfreundlich und aufdringlich, sondern am Ende auch ein Beispiel für ein ganz wundersames, wildes Leben in der Zivilisation des 20. Jahrhunderts. Diese ganz kurze Erzählung ist zu Recht Bennetts berühmteste!
Alan Bennett: Four Stories. London: London Review of Books, 52006. Paperback, 282 Seiten. Ca. 12,40 €.