Nach der umfangreichen Biografie über den Onkel hat Johannes Willms nun auch dem Neffen und letzten französischen Kaiser eine Biografie gewidmet. Sie ist – fast möchte man sagen glücklicherweise – bei weitem nicht so umfangreich geraten wie der Vorläufer, was aber sowohl dem Gegenstand als auch der Interessenlage deutscher Leser angemessen ist. Willms wirbt für ein gerechteres Bild dieses Mannes, der aus deutscher Sicht oft nur von seinem geschichtlich unglücklichen Ende her als Opfer der Bismarckschen Politik eines deutschen Nationalstaates begriffen wird.
Das Leben Louis-Napoleon Bonapartes ist schon früh von einem Verlangen nach politischem Einfluss und Fortsetzung der Herrschaft seines Onkels geprägt, was der Familienpolitik der Bonapartes entgegensteht, die bestrebt waren, in Ruhe ihre Pfründe zu verzehren. Prägend für die Karriere des späteren Kaisers waren sicherlich die beiden früher, eher phantastischen Versuche eines Staatsstreiches, dessen zweiter ihn immerhin für sechs Jahre ins Gefängnis gebracht hat.
Man muss nach der Lektüre von Willms’ Biografie zugestehen, dass sich Louis-Napoleon in der Folgezeit der Revolution von 1848 als vorausschauender und seinen Konkurrenten überlegener Politiker erwies, der es mit großem Geschick verstanden hat, seine Popularität bei weiten Teilen der Bevölkerung in konkrete politische Macht umzumünzen. Auch sind seine innenpolitischen Erfolge beeindruckend, doch die außenpolitischen Ambitionen erscheinen anfänglich überzogen, später dann teils abenteuerlich, teils naiv angesichts des Standards, den die Bismarcksche Behandlung desselben Terrains setzt. Gerade hier muss man Willms’ Darstellung loben: Die der europäischen Außenpolitik Napoleon III. gewidmeten Teile seiner Biografie sind – angesichts der verwickelten Sachlage – von musterhafter Stringenz und Klarheit. Die internationalen Verwicklungen werden insgesamt deutlicher und strukturierter herausgearbeitet als die innenpolitischen Verhältnisse, denen sich der Kaiser gegenübersah. Sicherlich wird an einigen wenigen Stellen eine unangemessene Antipathie Bismarck gegenüber spürbar, aber das mag bei einer Biografie über Napoleon III. nahezu unvermeidlich sein.
Insgesamt eine sehr gut lesbare, kurze und informative politische Biografie, die das Bild Frankreichs im 19. Jahrhundert um wichtige Aspekte ergänzt.
Johannes Willms: Napoleon III. München: Beck, 2008. Pappband, 311 Seiten. 24,90 €.
Es ist sehr gut geschrieben und zeigt die wahre Natur von Napoleon III. mit all seinen Leistungen. Aber man sollte auch Eugenie nicht ganz vergessen und empfehle folgenden Artikel im Spiegel von Golo Mann aus dem Jahre 1966:
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46265212.html