Der vorläufig letzte Teil der Max-Frisch-Auffrischung: Ein schon 1957 nicht besonders subtiles Stück zum Thema Antisemitismus, das in den vergangenen 50 Jahre nicht wirklich besser geworden ist. Die dramaturgische Grundkonstruktion ist ebenso wenig überzeugend wie die geradelinige und steife Psychologie der Figuren. Natürlich begegnet der Autor all diesen Einwänden mit der Behauptung, es handele sich bei dem Stück um »ein Modell«. Wovon es ein Modell sein soll, wird nicht so recht klar. Um eine Formulierung von Friedrich Dürrenmatt abzuwandeln: Bei Frisch klatschen alle, die keine Antisemiten sind oder keine Antisemiten sein wollen; hat sich das einmal herumgesprochen, klatscht alles. Kein Wunder, dass sich das Buch seit Jahrzehnten im Kanon deutscher Schullektüren hält. Das Beste, was sich noch über das Stück sagen lässt, ist, dass es die Vorlage zu Georg Kreislers Parodie Sodom und Andorra geliefert hat.
Max Frisch: Andorra. Suhrkamp Taschenbuch 277. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 662008. 126 Seiten. 5,50 €.
Ich höre auch immer wieder, dass es im Deutschunterricht gelesen wird – bei mir nicht. Mir hat das Stück schon in meiner eigenen Schulzeit nicht gefallen – aus den von dir genannten Gründen.