Die Geschichte des Fräuleins von Sternheim ist eines der Muster für die in Deutschland eher dünn besetzte Epoche der Empfindsamkeit. Es handelt sich um einen Briefroman, der nur hier und da von einem erzählerischen Rahmen durchbrochen wird. Allerdings ist die erzählerische Fiktion, der Roman biete Abschriften der Briefe der Protagonisten, nur wenig tragfähig, so dass der Leser rasch das Gefühl bekommt, die Autorin hätte auf diesen Rahmen besser ganz verzichtet.
Der Inhalt ist rasch skizziert: Die schöne, überaus tugendhafte und in bürgerlichem Geiste erzogene Sophie von Sternheim gerät nach dem Tode ihres Vaters in höfische Zirkel, wo sich nahezu augenblicklich mehrere Intrigen um sie herum entspinnen, die alle letztlich auf die Zerstörung ihrer Tugend und Ehre hinauslaufen. Natürlich verfällt Sophie einer der Intrigen, indem sie versucht, eine andere zu meiden. Sie wird in eine vorgetäuschte Ehe verstrickt, die sie letztendlich zwingt, Deutschland zu verlassen, findet am Ende aber doch zu jenem Mann, der sie aufrichtig liebt und glücklich macht.
So weit, so unerheblich. Das Buch ist für den heutigen Leser nur insoweit interessant, als es ein weiteres Dokument dafür ist, wie der Gegensatz von höfischer und bürgerlicher Sphäre zu Ende des 18. Jahrhunderts wahrgenommen wurde. Dazu kann die Lektüre allerdings nach der angeblichen Hochzeit Sophies abgebrochen werden. Man glaube mir einfach, dass alles gut endet, der Böse bestraft wird und sich die bekommen, die von Anfang an füreinander bestimmt waren.
Soweit ich sehe, ist das Buch derzeit nicht im Druck, kann aber problemlos im Internet gefunden werden (z. B. bei zeno.org).
Jenseits des Internets, glaub ich, bei dtv und bei Reclam im Druck. Aber Sie haben Recht, das lohnt eher nur bei großem, literarhistorischem Interesse.
Ich habe es nun doch bei Reclam gefunden; eine dtv-Ausgabe wird mir nicht angezeigt. Also der Vollständigkeit halber:
Sophie von La Roche: Geschichte des Fräuleins von Sternheim. RUB 7934. Stuttgart: Reclam, 2006. 415 Seiten. 9,– €.