Die Frau: „Arbeiten Sie hier?“
Der Buchhändler: „Ja, mehr oder weniger, meist weniger.“
„Sie, haben Sie eventuell Bücher von diesem … äh … Hölderlin?“
„Ja, schon. Hier zum Beispiel eine Gedichtausgabe, sehr gut kommentiert.“
„Nein, Gedichte nicht um Gottes Willen, haben Sie nicht so kleine Geschichten?“
„Kleine Geschichten hat er nicht verfaßt.“
„Ach so, ja was denn?“
„Einen Briefroman mit dem Titel Hyperion.“
„Ist der spannend?“
„So würde ich das nicht sagen.“
„Was hat er denn Lesbares geschrieben, für abends vor dem Einschlafen?“
„Meines Wissens nichts.“
„Ja, er muß doch was geschrieben haben, sonst würde er doch nicht im Reiseführer stehen.“
„Ein Trauerspiel in fünf Akten über Empedokles.“
„Über was?“
„Empedokles war ein griechischer Philosoph, der sich aus Verzweiflung in den Ätna stürzte.“
„Naja, und wenn ichs mal in einer anderen Buchhandlung versuche?“
„Das können Sie machen, versuchen kostet nichts.“
„Und wo ist die nächste Buchhandlung?“(Ein wahrhaftiger Dialog aus dem Erlebnisbereich einer Tübinger Buchhandlung.)
Schwäbisches Tagblatt, 5.9.1990
Man sollte Reiseführer in Zukunft mit kleinen feinen Kommentaren versehen, die in etwa lauten: „Ausrichtung: Urlaub mit viel leichtlebigem Vergnügen“ und „Ausrichtung: Urlaub mit viel intellektuellem Anspruch“ oder in der Art und sie entsprechend inhaltlich gestalten, damit in Zukunft keine Damen mehr eine leicht-frivole Bettlektüre von einem bedeutenden anspruchsvollen Lyriker suchen.