Allgemein habe er dann noch kritisiert, wie das – seiner Ansicht nach wichtigste – Problem überhaupt nicht berührt worden sei: »’s Honno=rar natürlich! Das’ss ooch so was, was die Verleger nie lern’n: wenn se 3 Tausnd Mark für ’ne Übersetzunk blechn, kriegn se ’ne 3=Tausnd=Mark= Übersetzunk; wenn se 6 Tausnd schmeißn, eene für 6 Tausnd: dann kann ich neemlich de doppelte Zeit dran wendn!«. Auf das vorsichtige Bedenken seines – verständlicherweise ungenannt bleiben wollenden – Bekannten: daß die meisten ‹Künstler› unter sotanen Umständen dann eben wohl doch nur die für 3 herstellen, und für die übrigen 3 schlicht faulenzen würden: ob die Gefahr nicht nahe läge?, habe er kaltblütig erwidert: die läge freilich verdammt nahe.
Arno Schmidt
Piporakemes!
Also langsam wird mir das unheimlich! Gerade habe ich Schmidts „Piporakemes!“ en passant auf meinem Notiz-Blog erwähnt, schon finde ich den Titel 2 Tage später auch hier. Sind halt die kleinen Gags des Lebens. 🙂
Ich hatte mich des Zitats nur wieder einmal erinnert, da ich gerade eine solche 3-Tausend-Mark-Übersetzung gelesen habe. Die entsprechende Besprechung folgt in Kürze.
Ach ja, das mit den Übersetzungen ist so ein Thema! Eine Zeit lang – ich war noch jung und feurig und hatte die Weisheit ohnehin exklusiv gepachtet – habe ich naserümpfend auf fast alle Überstzungen herabgesehen und nur das Original mir vors Leserauge genommen. Irgendwann merkte ich aber, daß mir die Lesezeit immer knapper wird; der Jugendschwung läßt nach; Bequemlichkeit ist kein leeres Wort mehr, je öfter ich mir die Stunden nicht-fremdbestimmter geistiger Tätigkeit vom Tretmühlen-Einerlei des Tages absparen muß, und schon greife ich dann plötzlich doch zur Übersetzung selbst eines englischen Buches.
Heute entscheide ich meist von Fall zu Fall, ob es das Original sein muß oder die Übersetzung hinreicht: Solche Blogs wie dieser oder (horribile dictu!) ein kurzer Blick in die Amazon-Rezensionen sind da oft ganz hifreich. Klassiker z.B. sind in der Regel recht schlecht übersetzt. Obwohl es natürlich rühmliche Ausnahmen gibt. Letztlich ist das Problem wohl – siehe Schmidts Diktum – daß die meisten Übersetzungen heutzutage im Schweinsgalopp zusammengeschustert werden müssen, weil dem armen Kerl von Dragoman der Termin im Nacken sitzt. Der Verleger ist ja bloß ein Kaufmann im Hermelin, der sein Kultur-„Produkt“ so preiswert wie möglich herstellen möchte. Und angesichts dessen, was heutzutage so für übersetzenswert gehalten wird, ist das, ehrlich gesagt, auch nicht weiter schade. Hin und wieder gibt’s dafür dann ja doch auch die große literarische Einzelleistung, die ein bedeutendes Sprachkunstwerk ins Deutsche über-setzt.
War das jetzt zu negativ? Insgesamt ist das Niveau der Übersetzungen bei uns sicher erfreulich hoch, trotz bestimmt erklecklichen 3TM-Anteils. Ich habe in letzter Zeit eine ganz Reihe von Fach- und Sachbüchern gelesen, die ordentlich bis ausgezeichnet übersetzt waren. Literaturübersetzung ist natürlich ein anders (weites) Feld, aber ich schätze, daß auch hier die Übersetzungen aktueller Titel (sofern sie nicht gerade bei Goldmann-Heyne-Bastei herauskommen) größten Teils recht brauchbar sind.