Alles in allem ein überflüssiges Buch. Wie bereits der Untertitel »Leben mit Hitler« klar macht, erhebt die Autorin nicht den Anspruch, eine Biografie Eva Brauns zu liefern. Das kann sie auch nicht, da sich das spezifisch biografische Material zu Eva Braun, das die Autorin liefert, bequem auf 25 Seiten zusammenfassen ließe, wobei sich ein nicht unerheblicher Anteil davon auch noch auf dem Niveau von Klatsch- und Tratschgeschichten bewegt. Der Rest ist einmal mehr eine allgemein gehaltene Historie des Dritten Reiches, wobei natürlich ein besonderer Schwerpunkt beim Hitlerschen Hofstaat liegt. Görtemaker bedient sich dazu der gewöhnlichen Quellen, kommt zu den gewöhnlichen Ergebnissen, angereichert um die immer wieder erneuerte Geste pseudokritischen Fragens, das aber zu keinerlei Antworten führt, weil dazu kein ausreichendes Material vorliegt:
War sich Eva Braun der geschichtlichen Bedeutung dieser Tage, die sie auf dem Berghof miterlebte und deren Dramatik sie offenkundig fotografisch einzufangen suchte, bewußt? Zeitgenössische sowie spätere Aussagen dazu gibt es nicht. [S. 231]
Rächte sich Eva Braun jetzt inmitten des Untergangs an ihren früheren Feinden für die Herabwürdigungen im Zusammenhang mit ihrer Mätressenrolle? Diese Frage muß unbeantwortet bleiben … [S. 269]
Ob sich Eva Braun vor diesem Hintergrund «bewußt» mit politischen Äußerungen zurückhielt, wie ihre Schwester Ilse nach Kriegsende vor Gericht erklärte, oder ihr Schweigen lediglich mangelndes Interesse bedeutete, ist aufgrund der Quellenlage schwer zu beantworten. Auch die Frage, ob sie vom Holocaust wußte, bleibt letztlich ungeklärt. [S. 289]
Wer einen ersten Einstieg in das Thema des Hitlerschen Hofstaates sucht, ist mit Görtemakers Buch vielleicht noch ganz gut bedient, wer aber bereits auch nur einigermaßen orientiert ist, für den ist die Lektüre wahrscheinlich nur Zeitverschwendung.
Heike B. Görtemaker: Eva Braun. Leben mit Hitler. München: Beck, 2010. Pappband, 366 Seiten. 24,95 €.