Der dritte Band der Karl-Kraus-Werkausgabe, der den Fokus auf Literaturkritik legt. Neben einigen positiven Essays etwa zu Peter Altenberg oder Frank Wedekind stehen in der Hauptsache negative Kritiken des zeitgenössischen Literaturbetriebs und der Literaturgeschichte gegenüber. Nicht in allen Fällen scheint dem heutigen Leser der von Kraus betriebene kritische Aufwand der Bedeutung der Anlässe dieser Kritik angemessen; anders gesagt: Kraus scheint des öfteren mit Kanonen auf Spatzen zu schießen.
Immer noch vergnüglich zu lesen sind die »Übersetzungen aus Harden« oder Kraus’ Dokumentation der zeitgenössischen Vorurteile der Literarhistoriker,
die in keinem Zusammenhang mit der Literatur stehen und darum nur Literarhistoriker heißen.
Auch der Essay zu Arthur Schnitzler enthält immer noch gültige und nötige Anmerkungen zur Einordnung dieses überschätzten Autors:
Es ist das Los der Süßwasserdichter, daß sie die Begrenzung spüren, sich unbehaglich fühlen und dennoch drin bleiben müssen.
Insgesamt hat aber auch die Lektüre dieses Bandes den Eindruck verdichtet, dass man Kraus mit größeren Pausen lesen sollte, damit er einem nicht mit seiner stets gleichbleibenden Intensität auf die Nerven geht.
Karl Kraus: Literatur und Lüge. st 1313. Frankfurt/M.: Suhrkamp, 1987. 381 Seiten. 10,– €.
„Süßwasserdichter“ – herrlich, werd ich mir merken.
Es lohnt sich doch immer, hier reinzugucken 😉 – danke!