R.I.P. – Spectaculum

978-3-518-41991-5Manchmal erfährt man viel zu spät vom Tod einer alten Freundin. Man hatte in der letzten Zeit nicht mehr so oft nach ihr gesehen, aber dann war sie einem wieder in den Sinn gekommen, und man wundert sich, warum man schon so lange nichts mehr von ihr gehört hat. Und dann findet man nach ein wenig Suchen leider eine Todesanzeige:

Zeitschrift/Serie [Spectaculum / Moderne Theaterstücke]
Spectaculum
Moderne Theaterstücke
Verleger Frankfurt, M. : Suhrkamp
Erscheinungsverlauf 1.1956; 2.1959 – 79.2008; damit Ersch. eingest.

Ich habe das »Spectaculum« wohl 1984 kennengelernt, als Suhrkamp einen Reprint der ersten 25 Bände im Taschenbuch herausgab. Es handelte sich, wie der Untertitel schon sagt, um eine Sammlung moderner Theaterstücke, zum großen Teil von Autoren, von denen ich bis dahin kaum etwas gehört, geschweige denn etwas gelesen oder gesehen hatte. Ich habe die Reihe dann gleich abonniert; zwei Bände waren es im Jahr, und das meiste ist bis heute ungelesen geblieben. Doch ist es ein Vorrat, wie ihn der Bibliomane nun einmal im Haus haben muss. Dann wurde auch die Lücke zu den ersten 25 Bänden peu à peu gefüllt, und als schließlich die hiesige Stadtbibliothek wegen eines Umzugs einen Großteil ihres Magazin auflösen musste, habe ich auch die Taschenbücher durch die alt-angestaubten, folierten, aber eben auch fest eingebundenen, großformatigen Bibliotheksbände ersetzt.

Und nun gibt es diese verdienstvolle Reihe nicht mehr. Wahrscheinlich haben sich ihre alten Freunde ganz langsam von ihr zurückgezogen, und es sind keine neuen nachgekommen; dann ist sie einem Controller im Verlag aufgefallen und bei irgend einem Scharmützel ist sie dann als Bauernopfer gebracht worden: »79.2008; damit Ersch. eingest.«

Es sei ihr, wenn auch recht verspätet, wenigstens an dieser Stelle eine kleine Träne nachgeweint.

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