Eine kleine, reich bebilderte Arno-Schmidt-Biographie. Die Bilder sind vorgeblich aus dem Malwettbewerb der Volksbank Bargfeld »Kinder malen Arno Schmidt« hervorgegangen (leider macht Storch im Vorwort zu deutlich, dass es sich dabei um eine Fiktion handelt). Der Text, der die infantilen Bunt- und Filzstiftbilder begleitet, erzählt eine hübsch schaurige Biografie Schmidts gemischt aus Fakten, Anekdoten, groben Erfindungen und Geschmacklosigkeiten. Wer Storch ernst nimmt, findet reichlich Stoff, sich aufzuregen; es ist daher nur jenen die Lektüre anzuraten, die sowohl über einen gehörigen Abstand zum obskuren Objekt der Darstellung als auch einen recht breit angelegten Humor verfügen – zwei Dinge, in denen die meisten Arno-Schmidt-Kenner bekanntlich nicht gerade exzellieren.
Interessant an dem Büchlein ist wahrscheinlich weniger sein Inhalt als vielmehr die Tatsache, dass jemand erfolgreich den Aufwand betreibt, sich in dieser Art und Weise über Arno Schmidt und sein öffentliches Bild lustig zu machen. Einerseits macht es sich mit dem Humor des kulturellen Spießbürgers über den aus der Spur geratenen, schreibenden Spießbürger Arno Schmidt lustig (was gleich zwei wesentlich Züge der Schmidt-Rezeption ironisiert), andererseits stellt es unter Beweis, dass Schmidt bei einem nicht unbeträchtlichen Teil der deutschen Kulturträger im kulturellen Bewusstsein fest verankert ist, und sei es auch nur als eine Karikatur seiner tatsächlich biografischen und schriftstellerischen Existenz.
Wenzel Storch: Arno & Alice. Ein Bilderbuch für kleine und große Arno-Schmidt-Fans. Hamburg: KVV konkret, 2012. Bedruckter Pappband, Fadenheftung, Kunstdruckpapier, ca. 88 hauptsächlich illustrierte Seiten (unpaginiert). 24,80 €.
(geschrieben für den Bargfelder Boten, Lfg. 363)
Ich bin seit 30 Jahren Arno-Schmidt-Leser (ob mich das zum Arno-Schmidt-Kenner macht, weiß ich nicht; ich denke eher nicht; ich kenne mich kaum selbst) und habe mich über das farbige Büchelchen sehr amüsiert. Soviel ironischem Abstand zum Objekt muß die Liebe zu ihm schon aushalten können.
Sollte man aushalten können, sicherlich. Ich weiß nun nicht, ob Du auch in der Arno-Schmidt-Mailingliste mitliest, aber dort haben sich schon ein paar Herrschaften ein wenig echauffiert.
Ja, tue ich; aber nur zum Spaß. Mehr sage ich nicht dazu … (Ich schwanke übrigens in meiner Meinung, ob Schmidt-selbst das nun lustig gefunden hätte oder eher hoch beleidigt gewesen wäre.)
Ich würde auf »hoch beleidigt« setzen.