Da auf einmal kam ihn ein menschliches Rühren an. Es drängte ihn gewaltig dorthin, wo der Kaiser auch selber hingehen muß.
Diese „Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt »Schlump«“ sind 1928 zum ersten Mal erschienen und im Jubiläumsjahr des Beginns des 1. Weltkriegs mit einem überaus freundlichen Nachwort von Volker Weidermann, dessen „Buch der verbrannten Bücher“ sich diese Wiederentdeckung verdankt, neu gedruckt worden. Das Großföjetong hat mehrheitlich positiv auf das Buch reagiert, wahrscheinlich weil die Herren Rezensenten – wie ich mir zu vermuten erlaube – nicht das Buch, sondern nur das Nachwort gelesen haben.
Das Buch ist ziemlich schrecklich: Sein Stil ist der Hauptsatz, sein Humor der Herrenwitz und seine soziale Kompetenz beschränkt sich auf Mutterliebe und geschlechtlichen Verkehr. Kritik am Krieg übt es sicherlich auch noch, aber nicht mehr als man bequem in jedem anderen Anti-Kriegsroman der Zeit findet – und in denen nicht nur besser geschrieben, sondern eben auch mit einem belehrten sozialen und/oder politischen Hintergrund. „Schlump“ kommt über die Einsicht, dass Krieg eben eine üble Angelegenheit ist, bei der Menschen zu Tode kommen, kaum hinaus.
So bleibt nur eine literarhistorische Lektüre nach dem Motto: „Es ist schon interessant, was früher so alles gedruckt worden ist.“ Darüber hinaus hat das Büchlein denjenigen, die sich in der belletristischen Literatur zum Ersten Weltkrieg etwas auskennen, kaum etwas zu bieten.
Hans Herbert Grimm: Schlump. Geschichten und Abenteuer aus dem Leben des unbekannten Musketiers Emil Schulz, genannt »Schlump«. Von ihm selbst erzählt. Köln: Kiepenheuer & Witsch, 2014. Pappband, Lesebändchen, 348 Seiten. 19,99 €.