Also wer ist denn bloß dieser lange Lulatsch in dem Macintosh da drüben? Ich gäb was drum, wenn ich nur wüßt. Das heißt, es schert mich imgrunde ja einen Dreck. Immer taucht doch plötzlich jemand auf, an den man nicht im Traum gedacht hätte. Eigentlich könnte man ohne weiteres auch sein ganzes Leben alleine leben. Jawohl, könnte man durchaus. Müßte dann bloß jemand auftreiben, der einen unter den Rasen bringt, wenn man gestorben ist, obwohl man sich natürlich auch vorher ein eigenes Grab buddeln könnte. Tun wir sowieso alle. Bloß der Mensch begräbt. Nee, Ameisen ebenfalls. Das erste, was jedem einfällt. Die Toten begraben. Robinson Crusoe etwa, gilt doch als lebensechte Figur. Tja, und dann hat ihn ja auch Freitag begraben. Jeder Freitag begräbt einen Donnerstag, wenn mans recht überlegt.
Ach du armer Robinson Crusoe,
Wie kamst du da bloß zu so?Armer Dignam! Sein letztes Lager auf Erden in einer Kiste. Wenn man denkt, daß das allen so geht, kommts einem doch glatt wie Holzverschwendung vor. Wird ja alles zernagt. Könnten stattdessen ne hübsche Bahre mit gleitendem Boden erfinden, eine Art Falltür mit Rutschbahn, und auf die Art dann einfach durch und runter damit. Jaja, aber dann würde gleich wieder jeder seine eigene Rutsche haben wollen. Da sind sie nun mal pingelig. Laßt mich in Heimaterde ruhn. Ein Kleckschen Lehm aus dem Heiligen Land. Nur Mutter und totgeborenesKind werden zusammen in einem Sarg beerdigt. Seh den Sinn schon ein. Ganz klar. Schutz für den Kleinen so lange wie möglich, selbst in der Erde noch. Des Irländers Haus ist sein Sarg. Einbalsamieren in Katakomben, Mumien, derselbe Gedanke. Mr. Bloom stand weit hinten, den Hut in der Hand, und zählte die baren Häupter. Zwölf. Ich bin die dreizehn. Nein. Der Kerl da im Macintosh ists. Todeszahl. Wo zum Teufel ist der plötzlich hergekommen? In der Kapelle war er noch nicht, das kann ich beschwören. Blödsinniger Aberglaube, das mit der dreizehn.
James Joyce
Ulysses
Und hier gibt’s eine (leider nicht ganz fehlerlose) Schilderung jenes Falls, der den Bloomsday in diesem Jahr zum Trauertag macht:
http://www.sueddeutsche.de/kultur/rechtestreit-ein-eucharistischer-jakob-1.4017591
Friedhelm Rathjen