Auch in diesem Jahr waren es in der Hauptsache Übersetzungen, die bei der Lektüre als besonders gut oder schlecht herausragten. Als auffallend negativ müssen verzeichnet werden:
- Mark Greengrass: Das verlorene Paradies – das Buch selbst ist gut und informativ, wenn auch im formalen Aufbau gewöhnungsbedürftig. Die Übersetzung von Michael Haupt dagegen ist geschwätzig und über das verzeihliche Maß hinaus unpräzise.
- Bernard Shaw: Pygmalion – hier ist bereits das Buch selbst eher ärgerlich. Shaw, der Zeit seines Lebens Shakespeare kleingeredet hat in der Hoffnung, jemand möge ihn doch eines Tages mit ihm vergleichen, liefert zwar eine flotte Komödie, aber das Stück bleibt sowohl formal als auch inhaltlich weitgehend ungenügend. Auch die Übersetzung von Harald Müller ist eher unterirdisch.
Positive Überraschungen waren in diesem Jahr:
- John Steinbeck: Der Winter unseres Missvergnügens – dieser Neuübersetzung von Bernhard Robben gelingt das Kunststück, den Text Steinbecks wirklich angemessen ins Deutsche zu übertragen: die sprachlich anspruchsvollen Dialoge ebenso wie den humoristischen Grundton und den stetig wachsenden, untergründigen Zorn des Buches. Ein Meisterstück!
- Erfreulich war die Sterne-Werkausgabe in der Übersetzung von Michael Walter, der für Sterne ein ganz eigenes, quasi-barockes Deutsch erfunden hat. Insbesondere der Briefband dieser Ausgabe sticht heraus.
- Zuletzt sei die Faustedition hervorgehoben, die auf musterhafte Weise eine gedruckte und eine elektronische Ausgabe miteinander verbindet.