Viele, ihr jungen Leute, sind einer Täuschung darüber erlegen, was ein Gedicht ist. Denn sobald einer einen Vers rhythmisch konstruiert und einen subtileren Gedanken in ein Gefüge von Worten eingeworben hat, meint er sofort, er sei auf dem Helikon angelangt. So hat mancher, der sich in den rhetorischen Pflichten der Gerichtsrede abgemüht hat, zur Ruhe der Dichtung wie zu einem glücklichen Hafen Zuflucht genommen, in dem Glauben, ein Gedicht lasse sich leichter bauen als eine juristische Streitrede, die mit sentenziöser Effekthascherei gespickt ist. Im Übrigen hält ein edlerer kreativer Kopf nichts von hohlem Geschwätz, auch kann der Geist nichts empfangen oder hervorbringen, wenn er nicht von einem gewaltigen Strom an literarischer Bildung durchflutet ist.
Petron
Satyrica
Es ist noch schlimmer geworden. „Rhythmisch“ und „subtileren“ kann man mittlerweile streichen.