Auf der Türschwelle tastete er in seiner Gesäßtasche nach dem Hausschlüssel. Nicht da. Wohl in den Hosen, die ich ausgezogen habe. Brauch ihn aber. Die Kartoffel hab ich. [S. 79]
Ich suche die. Ja, die. Alle Taschen nachsehn. Taschentu. Freeman. Wo hab ich denn bloß? Ah, ja. Die Hose. Portemonnaie. Kartoffel. Wo hab ich denn? [S. 264]
Mein Herr? Kartoffel jejen dat Zipperlein? Allet jroßer Keese, wenn Se mich die Bemerkung jestatten. Bloß gut für die hoi polloi. Wenn Se mir fragen, dann ham Ihnen ’ne janz schöne Macke. [S. 646]
(Jacky Caffrey, gejagt von Tommy Caffrey, rennt mit voller Wucht gegen Bloom.)
BLOOM Oh!
(Geschockt, auf wankenden Schenkeln, bleibt er stehen. Tommy und Jacky verschwinden, hierhin und dorthin. Bloom tastet mit paketbepackten Händen nach Uhr, Uhrtasche, Brusttasche, Geldtasche, Süße der Sünde, Kartoffel, Seife.)
BLOOM Vorsicht, Taschendiebe. Alter Gaunerkniff. Kleiner Zusammenstoß. Und futsch ist die Börse. [S. 660]
BLOOM Mama!
ELLEN BLOOM (in der bebänderten Morgenhaube, Krinoline und Turnüre des Pantomimen-Mütterchens, Bluse der Witwe Twankey mit hinten zugeknöpften Hammelkeulenärmeln, graue Fausthandschuhe und Kameenbrosche, das Haar in ein Lockennetz geflochten, erscheint über dem Treppengeländer, einen schief geneigten Kerzenhalter in der Hand, und schreit in schriller Bestürzung): O du mein heiliger Erlöser, was haben sie mit ihm gemacht! Mein Riechsalz! (Sie zieht ein Rockreff hoch und wühlt in der Tasche ihres gestreiften Ukeleien-Unterrocks. Eine Phiole, ein Agnus Dei, eine runzelige Kartoffel und eine Zelluloidpuppe fallen heraus.) Geheiligtes Herz Mariens, wo warst du denn überhaupt, überhaupt? [S. 661]
(Ihre Hand gleitet in seine linke Hosentasche und bringt eine harte schwarze verschrumpelte Kartoffel zum Vorschein. Sie betrachtet sie und Bloom mit stummen feuchten Lippen.)
BLOOM Ein Talisman. Altes Erbstück.
ZOE Für Zoe? Zum Behalten? Fürs Nettsein, ja?
(Sie steckt die Kartoffel gierig in die Tasche, hakt sich dann bei ihm unter, schmiegt sich an ihn mit schmeichelnder Wärme. Er lächelt voll Unbehagen. Langsam, Ton für Ton, wird orientalische Musik gespielt. Er blickt in den lohbraunen Kristall ihrer Augen, die mit Antimonpulver gerändert sind. Sein Lächeln wird sanfter.) [S. 695]
BLOOM (in Arbeiterhosen aus Kord, schwarzem Jerseyhemd mit rotem flatterndem Schlips und Apachenmütze): Die Menschheit ist unverbesserlich. Sir Walter Raleigh brachte aus der neuen Welt die Kartoffel mit und dieses Kraut, die eine vermittels Absorption eine Vernichterin der Pestilenz, das andre ein Gift für Ohr, Auge, Herz, Gedächtnis, Wille, Verstand, alles. [S. 696]
DIE TÖCHTER VON ERIN
Niere Blooms, bitt’ für uns.
Blume des Bades, bitt’ für uns.
Mentor des Menton, bitt’ für uns.
Annoncenakquisiteur des Freeman, bitt’ für uns.
Mildtätiger Freimaurer, bitt’ für uns.
Wandernde Seife, bitt’ für uns.
Süße der Sünde, bitt’ für uns.
Musik ohne Worte, bitt’ für uns.
Tadler des Bürgers, bitt’ für uns.
Freund aller Dessous, bitt’ für uns.
Allbarmherzige Hebamme, bitt’ für uns.
Kartoffelschutz gegen Seuche und Pestilenz, bitt’ für uns. [S. 720]
BLOOM (sanft): Gib mir die Kartoffel wieder, ja?
Alle Seitenangaben nach der kommentierten Ausgabe, Frankfurt: Suhrkamp, 2004.
ZOE Die ist futsch, ein feines Ding, ein superfeines Dingeling.
BLOOM (mit Gefühl): Es ist doch gar nichts dran, bloß ein Andenken an die arme Mama.
ZOE Schenkst du was und nimmst dirs wieder,
Fragt dich Gott, wos abgeblieben –
Sagst du dann, du weißt es nicht,
Schickt dich Gott ins Strafgericht.
BLOOM Es ist eine Erinnerung damit verknüpft. Ich würde sie gern wiederhaben.
STEPHEN Haben oder Nicht-Haben, das ist hier die Frage.
ZOE Da. (Sie zieht ein Reff in ihr Unterkleid, enthüllt ihren nackten Schenkel und rollt die Kartoffel oben aus ihrem Strumpf): Wer was versteckt, der findets auch wieder. [S. 771]