Eine merkwürdig gekünstelte Auseinandersetzung mit den Spätfolgen des deutschen Terrorismus. Erzählt wird vom ersten Wochenende des ehemaligen Terroristen Jörg, der nach über zwanzig Jahren Haft begnadigt wurde. Seine Schwester hat ein Wochenende auf dem Land geplant und dazu einige alte Freunde Jörgs zusammen mit ihren Familien und seinen Anwalt eingeladen; uneingeladen stoßen dann noch ein politischer Agitator, der Jörg als Leitfigur eines neuen Terrorismus instrumentalisieren will, und Jörgs Sohn hinzu, der nach dem Selbstmord seiner Mutter bei den Großeltern aufgewachsen ist und während der Zeit der Haft keinen Kontakt zu seinem Vater gehabt hat.
Man denkt sich leicht, dass aus einem solchen Reagenzglasexperiment kaum etwas Originelles hervorgehen kann. Und genauso kommt es auch: Das Buch ist angefüllt mit phrasenhaften Dialogen, Wendungen und Beschreibungen. Selbst die potenziell spannendste Figur, der Terrorist, schwafelt nur dumm daher wie alle anderen. Zwischendurch sollen dann auch noch die Anschläge vom 11. September mittels einer Binnenerzählung eingebunden werden. Als dann zuletzt auch noch hochsymbolisch der im Unwetter vollgelaufene Keller gemeinsam ausgeschöpft wird, erreicht der Roman zugleich den Höhepunkt seiner erzählerischen Hilflosigkeit. Weder weiß der Autor, was er eigentlich erzählen will, noch gelingt es ihm, aus der von ihm angelegten Konstellation irgend etwas Interessantes oder Spannendes zu entwickeln. Nichts, was der Autor einfach wirken lassen kann, kein noch so kleines Geheimnis, das er nicht sofort und auf direktestem Wege ausplaudern würde.
Ein – angesichts der durchaus ansprechenden Bücher Schlinks zuvor – durch und durch enttäuschendes Buch.
Bernhard Schlink: Das Wochenende. Zürich: Diogenes, 2008. Leinen, Lesebändchen, 225 Seiten. 18,90 €.
Bin voll Deiner Meinung: http://www.lesenblog.de/2008/08/15/schlink/