Eine ungewöhnliche Vater-Sohn-Geschichte, in lakonischem Ton erzählt. Es handelt sich um eine autobiographische Erzählung eines kanadischen Autors, dessen heranwachsender Sohn sich so sehr mit der Schule quält, dass er ihm anbietet, er müsse nicht mehr dorthin gehen, falls er bereit sei, sich zum Ausgleich pro Woche drei Filme zusammen mit dem Vater anzusehen. Der Vater hat eine Filmhochschule besucht, was verständlich macht, dass er das Anschauen von Filmen für ein alternatives Erziehungsprogramm hält. Das Buch heißt denn auch im Original »The Film Club«, was dem deutschen Verlag wahrscheinlich ein zu männlicher Titel war, weshalb er ihm den nicht nur belanglosen, sondern auch noch sachlich falschen deutschen Titel verpasste: Das Buch beschreibt nämlich drei Jahre dieses Vater-Sohn-Experiments und nicht nur eines.
Abgesehen davon ist das Buch eine nette Unterhaltungslektüre, von deren cineastischer Ebene man allerdings nicht zu viel erwarten sollte. Die Filmauswahl selbst ist gut, wenn auch in weiten Teilen dem Mainstream folgend und nur hier und da für echte Tipps gut. Die Besprechung der Filme durch Vater und Sohn hat ja nach Film recht unterschiedliches Gewicht, doch nichtsdestotrotz bekommt der Junge eine solide Einführung ins kritische Anschauen von Filmen. Und zumindest ich kann niemandem böse sein, der »Ishtar« schätzt. Ansonsten erfahren wir auch viel über die ersten Liebesbeziehungen des Sohnes, bei denen der Vater den Sohn zu stützen versucht, wo er kann; dann auch ein wenig über die erste und zweite Ehe des Vaters (der Sohn stammt aus der ersten Ehe), dessen Schwierigkeiten, Arbeit zu finden, von Abenteuern auf Kuba und der frühen Gesangskarriere des Sohnes. Alles in allem muss man wohl sagen, dass es sich bei David Gilmour um einen außergewöhnlich coolen Vater handelt.
Ein entspanntes Buch, dessen Hauptforce darin besteht, wenig Aufhebens von sich zu machen. Es wurde für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2010 nominiert.
David Gilmour: Unser allerbeste Jahr. Aus dem Englischen von Adelheid Zöfel. Frankfurt/M.: S. Fischer, 2009. Pappband, Lesebändchen, 254 Seiten. 18,95 €.
Vater und Sohn machen hier ein außergewöhnliches Experiment, das mir unter erzieherischen Aspekten zu Beginn recht gewagt erschien. Soll man seinen Sohn wirklich von der Schule nehmen, weil es für den jungen Mann zu anstrengend und stressig ist? Geht das nicht vielen Schülern so? Doch der Vater ist sensibel und empathisch und begleitet seinen Sohn so gut er kann. Nicht immer gelingt das auf Anhieb, denn auch Väter haben Schwächen, sind zu nah dran oder zu weit weg. Doch wer sich in Frage stellt, ist wirklich ein cooler Vater im besten Sinne.
Ich kann mich der Rezension insgesamt anschließen – muss jedoch sagen, dass ich mir von „The Film Club“ mehr erwartet hätte: Mehr Aufschluss über die Beurteilung einzelner Filme, mehr Einblick in die Gründe für die Wahl dieses oder jenes Films. Die Selbstgefälligkeit des Vaters wird nach meinem Leseeindruck durch seine Coolness nur selten ausgeglichen. Und schließlich versandet die Geschichte – es endet in etwas ziellosem Geplauder und ist auf diese Weise doch wiederum konsequent.