Das Publikum? Was sind das denn für Menschen? Was wissen sie schon? Die Vorstellung, die sich das Publikum von der Geburt eines literarischen Werks macht, entspricht haargenau, haargenau jener, die sich kleine Kinder von der Geburt eines Babys machen. Die meisten glauben, Bücher bringe der Storch.
Kategorie: Gilbert Adair
Gilbert Adair: Blindband
Ein inhaltlich konventioneller Krimi, dessen Besonderheit einzig und allein in der nahezu durchgehend dialogischen Behandlung des Stoffes liegt. Der erfolgreiche Schriftsteller Paul ist vor vier Jahren bei einem Autounfall entstellt worden und hat beide Augen eingebüßt. Nun hat er sich aber entschlossen, doch wieder ein Buch zu schreiben, eine Art autobiografisch unterfütterten Essay, dessen Hauptgewicht auf der Erfahrung seiner Blindheit liegt. Er holt sich zu diesem Zweck eine Schreibkraft ins Haus, John, der sich – wie der Leser früh zu ahnen beginnt – als seine Nemesis erweisen wird. Es soll hier natürlich nicht zuviel verraten werden, um niemandem den Spaß an der Lektüre zu verderben.
Ich habe mich zur Lektüre verführen lassen, da das Buch von Thomas Schlachter übersetzt wurde, der die von mir hier sehr gelobten Wodehouse-Übersetzungen für die Edition Epoca gefertigt hat. Da ich aber kein Krimi-Leser bin und zudem der artifizielle Erzählstandpunkt mir doch eher brüchig vorkam, habe ich mich bei der Lektüre herzlich gelangweilt. Auch die abschließende Pointe kam mir sehr konstruiert vor.
Gilbert Adair: Blindband. Aus dem Englischen von Thomas Schlachter. München: Beck, 2008. Pappband, 239 Seiten. 18,90 €.