Drei Vorträge, die Richard Feynman 1963 als Gast an der University of Washington gehalten hat, und die 1998 aus dem Nachlass veröffentlicht wurden. Ihr englischer Übertitel »The Meaning of It All« macht das Missverhältnis von Anspruch und Ausführung noch krasser deutlich, als seine doppeldeutige deutsche Übersetzung.
Der erste Vortrag beschäftigt sich mit »Ungewißheit in der Wissenschaft« und ist der einzige, dessen Lektüre man einigermaßen empfehlen kann. Feynman weist auf einem sehr populären Niveau auf die Notwendigkeit des Zweifels für alle wissenschaftliche Arbeit hin und darauf, dass die Grundeinsicht in die Vorläufigkeit aller Erkenntnis und die Unabgeschlossenheit des Forschungsprozesses Grundvoraussetzungen für eine erfolgreiche und produktive Wissenschaft sind.
Der zweite Vortrag beginnt mit unsystematischen Überlegungen dazu, inwieweit die Beschäftigung mit den Naturwissenschaften Einfluss auf die religiösen Gefühle eines Menschen hat, um dann völlig unvermittelt in eine Philippika gegen die Sowjetunion überzugehen.
Den dritte Vortrag beginnt Feynman mit dem Bekenntnis, das worüber er habe reden wollen, sei bereits gesagt. Daher sage er nun, was ihm sonst noch so einfalle, und er selbst gäbe nicht viel darauf, was nun folge. Da hatte er Recht! Der dritte Vortrag ist eine Gemengelage zumeist unverbundener Themen, zu denen Feynman mehr oder weniger Platitüden zum Besten gibt. Einzig die Bemerkungen zur Erhebung und wissenschaftlichen Relevanz von Stichproben sind von einigem Interesse.
Insgesamt ein enttäuschendes und überflüssiges Buch und eine typische Nachlassveröffentlichung, von deren Lektüre fast ausnahmslos abgeraten werden kann. Das wenige Interessante, das zu finden ist, lässt sich anderswo ebensogut und besser finden.
Feynman, Richard P.: Was soll das alles? Gedanken eines Physikers. Aus dem Amerikanischen von Inge Leipold.
Piper, Sonderausgabe 2002. ISBN 3-492-04472-7
Gebunden – 153 Seiten – 9,90 Eur[D]