Nach Hannibal und Alexander hat Haefs nun auch das dritte militärische Genie der Antike zum Roman verarbeitet. Von den drei Romanen ist dieser wohl am weitesten von seiner thematischen Hauptfigur entfernt, so als sei Caesar wegen der reicheren Quellenlage für Haefs am uninteressantesten. Protagonist ist nicht Caesar, sondern Aurelius, ein alternder, entlassener Centurio, der von Cicero als Spion auf den in Gallien befindlichen Caesar angesetzt wird, was sich aber nur als eine etwas umständliche Einführung erweist, da dieser Handlungsfaden nie zum Tragen kommt.
Aurelius wird von Caesar reaktiviert, macht Karriere bis zum Legaten und ist an Caesars Feldzügen in Gallien und während des Bürgerkriegs mehr oder weniger direkt beteiligt. Er verliebt sich gleich zu Beginn des Romans in die Edelkurtisane und ägyptische Spionin Kalypso, besteht im wesentlichen unversehrt die üblichen albernen Abenteuer, bekommt vom Autor einen gallischen Erzfreund verpasst und verschwindet zum Schluss in der Privatheit, aus der er zu Anfang herausgerissen worden ist. Der Kreis der Erzählung ist ausgeschritten.
Jedes zweite Kapitel liefert eine Paraphrase einer der Biographien aus den Vitae parallelae des Plutarch, wobei mir unklar geblieben ist, wer der Erzähler dieser Kapitel sein soll. Wahrscheinlich handelt es sich um eine historisch identifizierbare Figur, aber mir schien es die Mühe des Rätselratens nicht zu lohnen. In diesen Kapiteln wird die römische Geschichte von den Gracchen bis zur Ermordung Caesars in lockerer Folge nacherzählt. Diese Chronik liefert die informativsten und unterhaltendsten Teile des Buchs.
Leider bleibt die Titelfigur des Romans blass. Zwar sind alle handelnden Figuren aufs Tiefste beeindruckt von Caesar, und er erweist sich bei jeder Gelegenheit als in jeder Hinsicht überlegener, vorausschauender, die Situation beherrschender, politischer und militärischer Stratege. Zum Glück gibt es aufgrund der personalen Anbindung an Aurelius nicht allzu viele Gelegenheiten, an denen uns Haefs mit diesem genialischen Pappkameraden langweilen kann. Ganz zum Schluss wird Caesar dann auch noch ein grundstürzend alberner Plan zur Reformation des römischen Reiches untergeschoben, das er mittels Inflation ruinieren und so von seiner Unersättlichkeit heilen will, ein ebenso hanebüchenes wie naives Projekt, das weder zum zuvor gezeichneten Charakter der Romanfigur noch zum historischen Caesar so recht passen will.
Insgesamt wohl der schwächste der drei Heldenromane, den ich mehr aus alter Sympathie für den Autor als mit Vergnügen zu Ende gelesen habe.
Gisbert Haefs: Caesar. Heyne Taschenbuch 47086. München: Heyne, 2008. 512 Seiten. 8,95 €.