Eine kurze, leider aber auch etwas kurzatmige Geschichte der Alchemie von den antiken Anfängen bis zum 20. Jahrhundert. Der Autor ist Chemiker und, soweit es die Alchemie im engeren Sinne angeht, fraglos kompetent und von erfrischend nüchterner Grundhaltung zu seinem Thema. Sobald es aber über den engen Umkreis des Hauptthemas hinausgeht, wird die Darstellung rasch oberflächlich, was den Autor aber nicht hindert, auch anspruchsvolle Thesen mit starkem Selbstbewusstsein zu formulieren:
Die Vorstellung, dass sich geistig-kulturelle Entwicklungen sprunghaft, in Form abrupter Paradigmenwechsel vollziehen wird hier eindrucksvoll ad absurdum geführt. Mit anderen Worten: Das Schlagwort von der «Scientific Revolution», das Thomas S. Kuhn mit seinem gleichnamigen Buch 1962 berühmt machte, eignet sich nicht zur Beschreibung historischer Prozesse […].
Andere Formulierungen, insbesondere dann, wenn es um philosophische Inhalte im engeren Sinne geht, geraten auch gern einmal zur Stilblüte:
Descartes entwickelte eine universelle Methode zur Erforschung der Welt, nämlich das rationale Denken.
Welche Methode mögen da wohl Platon oder Aristoteles verwendet haben?
Sieht man von dieser grundsätzlichen Schwäche ab, ist das Büchlein für einen ersten Überblick recht gut geeignet. Insbesondere die Darstellung der Genese und frühen Entwicklung der Alchemie in Ägypten und Griechenland überzeugt. Ebenso ist der Übergang zur modernen Chemie gut und auch für chemische Laien verständlich dargestellt. Da das Büchlein als kurze und sachliche Darstellung der Geschichte der Alchemie weitgehend konkurrenzlos sein dürfte, kann es wohl oder übel empfohlen werden.
Claus Priesner: Geschichte der Alchemie. Beck’sche Reihe 2718. München: C. H. Beck, 2011. Broschur, 128 Seiten. 8,95 €.