Dublins Wasserstraße

hagenaDer »Ulysses« ist ohne jede Frage einer der Romane des 20. Jahrhunderts, vielleicht das Jahrhundertbuch überhaupt. Zugleich gilt der Roman vielen Lesern als unzugänglich, wenn nicht überhaupt als unlesbar. Das liegt in der Hauptsache daran, dass Joyce die Erwartungshaltung der meisten Leser an einen Roman nicht auf einfache und glatte Weise bedient und die Lektüre des »Ulysses« über weite Strecken den Charakter der Irrfahrten seines antiken Namensgebers Odysseus annimmt. Das liegt in der Hauptsache daran, dass Joyce im »Ulysses« in vorderster Linie ganz andere Interessen verfolgte als das, einen weiteren Roman der Romantradition des 19. Jahrhunderts zu verfassen, sondern er an einem im Grunde recht simplen Einfall entlang – ein »normaler« Dubliner erlebt an einem Tag alle Abenteuer des Odysseus – versucht, zugleich die Fülle der Welt und der schriftstellerischen Techniken vorzuführen.

Zu dem Aspekt der »Fülle der Welt« gehört es, dass der »Ulysses« eine Vielzahl assoziativer, stofflicher, motivischer und thematischer Felder aufweist, die in Laufe des Romans von den verschiedensten Seiten aus angespielt und durchgespielt werden. Ein wichtiges und im Roman breit thematisiertes Feld etwa ist das Wasser und alles, was mit ihm in Zusammenhang steht: Der Roman beginnt am Meer, die Brücken über die Liffey sind prominent vertreten, Leopold Bloom, der Held des Romans, ist ein Wassertrinker und Wasserfreund usw. usf. Katharina Hagena hat sich in ihrem Buch »Was die wilden Wellen sagen« die Mühe gemacht, dem Wasser im »Ulysses« nachzuspüren, es in seinen Wallungen und Verwandlungen aufzuspüren und zu kondensieren.

Grundlage ihrer Darstellung ist eine sehr genaue Lektüre des »Ulysses«, bei der die das Wasser, seine Götter und Bewohner, seine Verwandlungen und Aggregatzustände betreffenden Passagen gesammelt und in einen Zusammenhang gebracht wurden. Solch eine konzentrierte Lektüre, die zu einem bestimmten Stofffeld zuerst einmal all das versammelt, was Joyce über den ganzen »Ulysses« hinweg verteilt und in ihm versteckt hat, erweist sich oft als sinnvoll. Dabei werden Zusammenhänge sichtbar, die ansonsten durch die Überfülle an Details in diesem Dubliner Weltalltag unbemerkt am Leser vorüberziehen. So kann Katharina Hagena zum Beispiel die enge Verbindung von Meer und Sprache im »Ulysses« sichtbar machen, deren Hauptwitz darin besteht, dass es das Meer der Sprache ist, das der Joycesche Odysseus auf seinen Irrfahrten durchkreuzt.

Das Buch ist zwangsläufig in weiten Teilen assoziativ gearbeitet, was sich kaum anderes machen lässt, weil eben der »Ulysses« selbst weitgehend ein Buch der Assoziationen ist. Der einen oder dem anderen wird dies oder das zu weit gehen oder nicht einsichtig sein; das ist eine notwendige Folge des Verfahrens selbst und nicht zu vermeiden. Wichtig ist aber, dass Katharina Hagena an einem einzelnen, zentralen Beispiel vorführt, auf welche Weise Joyce seinen »Ulysses« gearbeitet hat. Vieles andere im »Ulysses« lässt sich auf ganz ähnliche Weise erschließen und in einen Fokus bringen. Das soll nicht heißen, man könne sich den »Ulysses« nur auf eine solch sammelnde Art und Weise erschließen, sondern vielmehr, dass sich der Text auch auf diesem Weg angehen und aufschließen läßt. Ich hoffe sehr, das Buch öffnet den »Ulysses« einigen neuen Lesern. Den anderen, schon mehr oder weniger seetüchtigen Lesern des »Ulysses« wird Hagena einen weiteren Weg hindurch aufzeigen und den nächsten Lektüregang um mindestens einen wichtigen Aspekt bereichern.

Katharina Hagena: Was die wilden Wellen sagen. Der Seeweg durch den Ulysses. marebuchverlag, 2006. Pappband, 179 Seiten. 20,– €.

Überflüssige Zweitverwertung

herzogImmer, wenn jemand sich mit Hitler und dem Dritten Reich auf humoristische Weise auseinandersetzt, diskutiert das Feuilleton einmal mehr die Frage, ob man über Adolf Hitler lachen dürfe. Einen interessanten Aspekt dieser Frage eröffnen die sogenannten Flüsterwitze des Dritten Reichs, die gern als Teil des alltäglichen Widerstandes gegen das Regime gewertet werden. Von daher wäre eine systematische Sammlung, klug kommentiert und unterfüttert mit Erfahrungsberichten von Zeitgenossen ein verdienstvolles Unternehmen. Um es kurz zu machen: Dies ist Rudolph Herzogs Buch nicht.

Das Buch ist offensichtlich als Parallelprojekt zu einem entsprechenden Film entstanden, in dem der Autor – er ist im Hauptberuf Regisseur und Drehbuchautor – sein Recherche-Material zum Film nochmals verwertet. Präsentiert wird nur eine kleine Auswahl von Witzen, ohne dass der Leser den Eindruck gewinnt, einen vollständigen oder wenigstens systematischen Überblick über das Phänomen zu bekommen. Alle Witze sind in kommentierenden Text eingebettet, der oft oberflächlich und zufällig bleibt. Das allgemeine Niveau mag für die eher flüchtige Präsentationsform eines Films genügen; für das Medium des Buchs fallen die Darstellung und die erreichten Einsichten zu oft zu kurz. Der vom Autor selbst formulierte Anspruch, durch »die Analyse politischer Witze« käme »man ungewöhnlich nah heran an das, was die Menschen des untergegangenen ›Tausendjährigen Reichs‹ wirklich dachten«, wird nur an den wenigsten Stellen eingelöst.

Insgesamt hat das Buch nur den einen Vorteil, die Lücke, die sein Titel vorgibt zu schließen, deutlich zu markieren. Wollen wir hoffen, dass sie in absehbarer Zeit durch eine solide, umfangreiche historische Untersuchung wenigstens annähernd geschlossen wird.

Rudolph Herzog: Heil Hitler, das Schwein ist tot! Lachen unter Hitler – Komik und Humor im Dritten Reich. Eichborn, 2006. Pappband, 267 Seiten. 19,90 €.

Rosendorfers »Deutsche Geschichte« (Bände 1–5)

dtgeschvDas Erscheinen des fünften Bandes von Herbert Rosendorfers »Deutsche Geschichte. Ein Versuch« habe ich zum Anlass genommen, auch die vorhergehenden Bände noch einmal zu lesen und mir so einen Überblick über den Stand des Projektes zu verschaffen. Mit bislang über 1.300 Seiten dürfte Rosendorfers »Deutsche Geschichte« der anspruchsvollste Versuch eines historischen Laien sein, eine Gesamtdarstellung der deutschen Geschichte für historische Laien zu schreiben.

Der erste Band erschien 1998 und umfasst die Zeit von den historisch nur ungenau zu fassenden Anfängen der deutschen Geschichte bis zum Wormser Konkordat (1122), der derzeit letzte Band treibt die Erzählung bis ins Jahr 1740, in dem Friedrich Wilhelm I. von Preußen, der »Soldatenkönig«, und Kaiser Karl VI. sterben. Dabei ist der Ausdruck ›Erzählung‹ nicht zufällig gewählt. Rosendorfer betont in seinen Nachworten, dass er ausdrücklich nicht den Anspruch habe, ein Geschichtsbuch im traditionellen Verständnis zu schreiben, sondern eine Erzählung der deutsche Geschichte. Das hat für die Leser in aller erster Linie den Vorteil, dass sie von Fußnoten und Quellenzitaten weitgehend verschont bleiben. Die Bücher erfüllen tatsächlich in weiten Teilen den Ansatz, dass sich einer die Mühe macht, uns den Gang der Geschichte zu erzählen, Personen wie Figuren einzuführen, die Ereignisse als Stoff zu betrachten, der von sich aus Interesse verdient und nicht erst durch das Einbinden in ein Geschichtsverständnis interessant wird.

Dabei konzentriert sich Rosendorfer durchaus nicht nur auf die Geschichte im engeren Sinne, sondern zu nahezu jeder Epoche gibt er auch einen Überblick über die kulturelle Entwicklung, den Stand von Kunst und Wissenschaften, und er thematisiert vom ersten Band an auch die Lage jener, die in der ›großen Geschichte‹ gewöhnlich nicht vorkommen, der sogenannten kleinen Leute. Dabei ist ihm durchaus klar, dass seine Sympathie für den ›kleinen Mann‹ anachronistsch ist und den Personen seiner Haupterzählung wesentlich fremd. Überhaupt zeigt Rosendorfer nicht häufig Sympathie für eine der historischen Personen seiner Erzählung; die allermeisten kommen schlecht weg im Urteil des Autors. Rosendorfer neigt zu einem Geschichtspessimissmus, nicht ideologischer Natur, sondern aus einem insgesamt zum Pessimistischen tendierenden Menschenbild heraus. Unbedingt erwähnt werden müssen auch seine massiven und immer präsenten Vorbehalte gegen die katholische Kirche – weniger gegen das Christentum –, später auch gegen bestimmte Zweige der protestantischen Richtung und eine ungewöhnlich scharfe allgemeine Ablehung des Islam, die besonders im letzten Band hinzugekommen ist. Dies wird die Lektüre für bestimmte Personen über Strecken wahrscheinlich etwas mühsam machen. Wenn man, wie ich, das alles in einem Zug liest, verspürt man irgendwann die Neigung, dem Autor ein »Ja, ja, schon gut« an den Rand zu schreiben.

Entscheidend für Rosendorfers Zugriff auf die deutsche Geschichte dürfte aber sein, dass er sich keiner Geschichtstheorie verschreibt, weder was das Große und Ganze angeht noch bei der Darstellung der Details und der einzelnen historischen Person. Rosendorfer glaubt offenbar nicht, dass sich das geschichtliche Geschehen einem systematischen Zugriff öffnet oder das sich Ereignisse oder Entscheidungen besser verstehen lassen, wenn sie streng unter ein psychologisches, ökonomisches, soziologisches oder sonstiges Theoriegerüst gezwungen werden. Das bedeutet nicht, dass Rosendorfer nicht alle diese Aspekte heranziehen würde, wenn es ihm sinnvoll erscheint, aber die Zugriffe bleiben eklektizistisch und immer eng orientiert am jeweiligen Ereignis. Eine solche Grundhaltung gibt dem Autor auf der einen Seite eine große Freiheit der Gewichtung der diversen Aspekte, auf der anderen Seite bringt es die Gefahr mit sich, dass seine Erzählung ins Beliebige und Anekdotische abgleitet. Dies mag auch hier und da tatsächlich geschehen, bleibt aber mit Blick auf das Ganze unerheblich.

Resümierend muss man den Büchern sicherlich die Einmaligkeit des Projektes zugute halten. Jeder Leser, der nicht ganz unbeleckt in Geschichte und Kultur der Deutschen ist, wird in jedem Band schnell auf Punkte stoßen, an denen er nicht einverstanden ist mit Darstellung und Urteil des Autors, aber dem steht auf der anderen Seite die alles in allem gelungene Darstellung der deutschen Geschichte als interessanter und spannender Prozess gegenüber, dessen einzige wirkliche Konstante seine stetige und unberechenbare Veränderung ist. Rosendorfers »Deutsche Geschichte« macht Lust auf mehr Geschichte, auf die Lektüre der einen oder anderen Biografie oder auf eine tiefergehende Beschäftigung mit der einen Epoche oder dem anderen Aspekt. Als historisches Lesebuch scheint es mir konkurrenzlos gelungen zu sein. Es an der Anzahl seiner vermeintlichen Fehler oder Schwächen zu messen, erscheint kleinlich angesichts dessen, was hier gelungen ist.

Herbert Rosendorfer: Deutsche Geschichte. Ein Versuch.

  • I – Von den Anfängen bis zum Wormser Konkordat. Nymphenburger, 1998. Pappband, 253 Seiten. 18,90 €. Auch dtv 12817. 9,– €.
  • II – Von der Stauferzeit bis zu König Wenzel dem Faulen. Nymphenburger, 2001. Pappband, 319 Seiten. 19,90 €. Auch dtv 13152. 9,50 €.
  • III – Vom Morgendämmern der Neuzeit bis zu den Bauernkriegen. Nymphenburger, 2002. Pappband, 351 Seiten. 19,90 €. Auch dtv 13282. 9,50 €.
  • IV – Der Dreißigjährige Krieg. Nymphenburger, 2004. Pappband, 191 Seiten. 19,90 €. Auch dtv 13484. 9,50 €.
  • V – Das Jahrhundert des Prinzen Eugen. Nymphenburger, 2006. Pappband, 312 Seiten. 22,90 €.

P.S.: Besprechung des abschließenden sechsten Bandes.

Prinz Eisenherz – Die ersten Jahre

Foster_Eisenherz_01Im Jahr 1937 erschienen die ersten Seiten einer Comic-Serie, die sich bis heute in ihrer Besonderheit erhalten hat. Erzählt werden seit nun beinahe 70 Jahren die Abenteuer von Prinz Valiant – in der deutschen Ausgabe Prinz Eisenherz –, einer Figur, die der Zeichner und Autor der Serie, Hal Foster, in den Mythenkreis um den Hof von König Artus in Camelot hineinerfunden hat. Eine neue Gesamtausgabe des Fosterschen »Eisenherz« bei Bocola liefert im ersten Band in ansprechender Druckqualität die farbigen Originale der beiden ersten Jahrgänge zusammen mit einer deutschen Übersetzung.

Was »Prinz Eisenherz« so besonders machte und wahrscheinlich bis heute überleben ließ – die Reihe wird noch immer durch neue Abenteuer ergänzt! – sind wahrscheinlich zwei Eigenschaften: Zum einen die sorgfältigen Zeichnungen Fosters und zum anderen sein Humor.

Da »Prinz Eisenherz« nur einmal in der Woche mit einer kompletten großformatigen Seite erschien, konnte Foster 40 bis 50 Arbeitststunden für jede Seite inverstieren. Das ermöglichte ihm, einen sehr sorgfältigen und detailverliebten Zeichenstil zu pflegen, der die Serie aus der damaligen Comic-Produktion deutlich heraushob. Zum anderen hatte Foster genügend Zeit, sich mit den historischen Hintergründen seiner Geschichte auseinanderzusetzen.

Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen: In Bezug auf das, was man über die Zeit des frühen Mittelalters in England weiß, ist Fosters »Prinz Eisenherz« in etwa so exakt wie jeder beliebige Ritterfilm aus Hollywood. Aber Foster war sich dieser Tatsache durchaus bewusst. Er musste sich den Erwartungen seiner Leser anpassen, die sich König Artus und seinen Hof im hochmittelalterlichen Kostüm vorstellten und einen Artus im Bärenfell, mit den Fragmenten einer römischen Rüstung angetan, einfach abgelehnt hätten. Also wird auch bei Foster Camelot ein idealer Hof des Hochmittelalters, so wie man ihn sich seit eben dieser Zeit immer und immer wieder ausgemalt hat. Aber darin eben hudelt Foster nicht, sondern wendet große Sorgfalt und Detailliebe für seinen Artushof und die Geschichte seines Prinzen auf.

Das andere aber ist Fosters Humor. Da »Prinz Eisenherz« von Anfang an als illustrierter Roman und nicht als Sprechblasen-Comic angelegt war, entwickelte Foster eine ganz eigene, leicht ironische Distanz zu seiner Erfindung. Er nimmt seine Helden in ihren großen Posen nie so ganz ernst, setzt auch die besten Ritter immer wieder einmal außer Gefecht und gibt Dummheit, Ungeschicklichkeit, Übermut und menschlicher Fehlerhaftigkeit ihren Raum. Zudem nutzt Foster die Möglichkeit, Bilder und Text, die ja beide aus seiner Feder stammen, einander spiegeln und widerspiegeln zu lassen. Das macht »Prinz Eisenherz« zu einem besonderen Comic, vielleicht dem frühesten Beispiel für einen Comic, der die Grenze zur ernstzunehmenden Literatur hin überschreitet.

Bocola hat nun den ersten Band einer auf 18 Bände angelegten Gesamtausgabe des Forsterschen »Prinz Eisenherz« vorgelegt. Der Band ist mit großer Sorgfalt zusammengestellt und durchgehend nach den Erstdrucken koloriert. Eröffnet wird er durch ein kluges und kenntnisreiches Vorwort von Wolfgang J. Fuchs. Band 1 umfasst die 98 Blätter der Jahre 1937 und 1938; Band 2 mit den Jahren 1939 und 1940 soll im Februar 2007 folgen.

Hal Foster Gesamtausgabe, Bd. 1: Prinz Eisenherz. Jahrgang 1937/1938. Bocola Verlag, 2006. Pappband, 32 cm hoch, fadengeheftet. 19,90 €.

Katze, Katze – Tatze, Tatze

katzenkalender2007Es gibt – abgesehen von den Übrigen – im Grunde nur drei große Gruppen von Menschen: Hundemenschen, Katzenmenschen und jene gesegneten Exemplare, die mit beiden leben können und wollen. Für die letzten beiden Gruppen stellt der Verlag Schöffling & Co. seit über zehn Jahren seinen »Literarischen Katzenkalender« her. Er ist für jede Woche im Jahr gerade richtig: jeweils ein Blatt mit einem ausgesuchten Katzenbild und einem Zitat, Sprichwort oder Bonmot – gerade kurz genug, dass man sich nicht daran satt sieht, und gerade lang genug, dass man Zeit hat, Bild und Text wirklich auszukosten.

Ich verfolge den »Literarischen Katzenkalender« nun seit einigen Jahren und jedes Jahr erwarte ich, dass er nun eigentlich nachlassen müsste. Soviel gute Katzen-Fotos kann es doch nicht geben und die Zitate müssten denen bei Schöffling & Co. doch auch langsam ausgehen. Und jedes Jahr ist der Kalender wieder eine Freude. Sicher: Hier und da schmuggeln sie ein Zitat ein, dass nur indirekt mit Katzen zu tun hat, so etwa einige Verse aus Goethes »Zauberlehrling« zu einem Bild, auf dem nur ein Katzeschwanz über den Rand einer Badewanne lugt, aber auch in diesen Fällen überzeugt immer die Kombination von Bild und Text.

Und gleich auf dem nächsten Blatt liegt ein junger, frecher Katz in einer halboffenen Schublabe und darunter steht:

Cyril blinzelte träge und begab sich wieder an seine Morgentätigkeit, Racers Schublade auszuleeren. Als der Kater fertig war, hob er den Kopf, als ob die Aufgabe ihn nun langweile.

Martha Grimes

Wer ihn nicht selbst gebrauchen möchte, sollte ihn wenigstens verschenken; ich habe es mir dieses Jahr ausgebten, dass ich nach Ablauf des Jahres den alten Kalender im Tausch gegen den fürs neue Jahr zurückbekomme. Ich werde mir eine kleine Sammlung anlegen, denn die Kalender sind wie kleine Bildbände, die man auch Jahre später noch einmal mit Freude durchblättert. Für jede und jeden, die/der eine Katze hat, gerne eine hätte oder eine haben sollte!

Der literarische Katzenkalender 2007. Schöffling & Co. 56 Blatt. Spiralbindung. 19,90 €.

P.S.: »Der Literarische Katzenkalender« hat auch eine eigene Homepage.

Walter Hinck: Roman-Chronik

Hinck_RomanchronikKurz gefasste Literaturgeschichten treffen offenbar ein Bedürfnis der Zeit. So hat jetzt auch der Germanist Walter Hinck – emeritierter Professor für Neuere deutsche Literatur an der Universität zu Köln – mit seiner »Roman-Chronik des 20. Jahrhunderts« einen kurzgefassten Durchgang durch die deutschsprachige Romanliteratur des 20. Jahrhunderts vorgelegt. Der Untertitel »Eine bewegte Zeit im Spiegel der Literatur« ist dabei zwar etwas vollmundig geraten, aber ansonsten ist Hincks kleine Literaturgeschichte so schlecht nicht.

Hinck bespricht insgesamt 37 Romane, die zwischen 1900 und 2000 erschienen sind. Jeder Autor ist nur mit einem Werk vertreten (die einzige Ausnahme bildet Herman Broch, dessen Trilogie »Die Schlafwandler« aufgenommen worden ist), und die Liste der Autoren entspricht dem, was man bei einem solchen Buch erwarten darf: Heinrich und Thomas Mann, Franz Kafka und Hermann Hesse, Heinrich Böll und Alfred Andersch, Thomas Bernhard und Arno Schmidt usw. usf. Auch die Auswahl der Romane ist großteils eher sehr konventionell, nur hier und da erlaubt sich Walter Hinck einen Ausreißer: Dass von Thomas Mann etwa der selbstverliebte und zeitferne Roman »Königliche Hoheit« statt des »Zauberbergs« gewählt wurde, begründet Hinck damit, dass er keine Lust gehabt habe »Hunderte von Auslegungen und Spekulationen wiederzukäuen«, ohne allerdings zu verraten, wer solches denn von ihm verlangt oder auch nur erwartet hätte. Auch dass er von Günter Grass statt des einzig im Sinne einer Chronik relevanten Romans »Die Blechtrommel« den weitgehend formlosen und in seinem Anspruch hybriden Spätling »Ein weites Feld« bespricht, bleibt unverständlich. Als einzige wirkliche Überaschung und spannende Ausnahme in der sonst konventionellen Zusammenstellung dürfte Norbert Gstreins »Die englischen Jahre« aus dem Jahr 1999 gelten.

Im Einzelnen findet der Kenner zahlreiche kleinere Fehler, die aber bei der Lektüre des Bandes gar nicht stören müssen. Hincks Roman-Chronik ist ein anregendes Lesebuch, das einen, wenn man den Empfehlungen folgt, mit einer breiten Palette von interessanten deutschsprachigen Roman-Autoren des 20. Jahrhunderts bekannt macht. Gerade den notorisch schlecht belesenen Studenten der Neueren deutschen Literatur kann man das Buch als Lektüreplan sorglos an die Hand geben, und auch der eine oder andere Leser wird aus dem Buch eine knappe Orientierung in der verzweigten Geschichte der Romanliteratur des vergangenen Jahrhundert finden können.

Der mitgelieferte Anspruch, die Roman-Chronik lassen »eine Geschichtschronik durchscheinen«, der sich auch in dem etwas protzigen Untertitel »Eine bewegte Zeit im Spiegel der Literatur« niedergeschlagen hat, erweist sich letztendlich als gänzlich banal:

Besondere Aufmerksamkeit richtet sich also auf Romane, in denen der Gang der politischen und der Sozialgeschichte, der Kultur-, der Alltags- und der Mentalitätsgeschichte seinen Fußabdruck in der Erzählung hinterlassen hat. [S. 9]

Das gilt in dieser Allgemeinheit offensichtlich für jeden Roman – wie weltabgewandt er sich auch immer geben mag, da sein Autor immer auch »ein Mensch mit Menschen« ist – und wird auch nicht weiter spezifiziert. Man kann diesen Aspekt daher getrost auf sich beruhen lassen.

Wer nicht zuviel von diesem Buch erwartet, sondern es als Anregung und kleinen Wegweiser benutzt, dem kann es wahrscheinlich gute Dienste leisten. Wer etwas mehr erwartet, ist sicherlich mit den Bänden 3–5 des Romanlexikons in der Reclamschen Universalbibliothek besser bedient.

Walter Hinck: Roman-Chronik. Eine bewegte Zeit im Spiegel der Literatur. DuMont, 2006. Pappband, 282 Seiten. 24,90 €.

Hier geht’s um die Wurst

Heidelbach_Wurst Wiglaf Droste und Vincent Klink geben seit einiger Zeit zusammen das Magazin »Häuptling Eigener Herd« heraus, das inzwischen bei Heft 28 angekommen ist. Darin geht es ums Essen, Kultur und Unkultur, und das Schönste daran ist, dass die Herausgeber und Autoren sich selbst nicht so besonders ernst nehmen. Nikolaus Heidelbach ist einer der bemerkenswertesten Illustratoren in der deutsche Buchlandschaft. Sein Stil ist unverkennbar, seine Illustrationen sind anspielungsreich und hintergründig, hier und da auch unvergleichlich böse. Heidelbach hat u. a. zahlreiche Kinderbücher illustriert und dabei sehr oft in einmaliger Weise die Abgründigkeit der kindlichen Welt getroffen. Und diese drei haben nun zusammen ein Buch gemacht: »Wurst«.

Eigentlich sollte »Wurst« ein Heft des Magazin »Häuptling Eigener Herd« werden, aber Heidelbachs farbige Illustrationen verlangten nach einem anderen Publikationsort. Und so hat Wiglaf Droste den Kölner Verlag DuMont dazu überredet, ein Buch daraus zu machen. Das Buch bringt genau das, was der Titel verspricht: Es dreht sich alles um die Wurst.

Die Beiträge – deren Autoren jeweils mit einer Heidelbachschen Vignette bezeichnet sind – reichen von der autobiographisch gefärbten Erzählung über eine kosmologische Theorie der Fenchelsalami, Listen mit Wursttiteln in Film und Literatur sowie klassischen Wurstzitaten (dass Heine mit seinen »Göttinger Wurstzitaten« hier fehlt, schmerzt gerade im Heine-Jahr ein wenig), einer kleinen Wurstkunde bis hin zu Rezepten, bei denen dem Fleischfresser bereits beim Lesen der Zutatenliste das Wasser im Munde zusammenrinnt.

Dabei beweist sich insbesondre Vincent Klink einmal mehr als begnadeter Erzähler: Seine Geschichte »Allah schaut weg« über vier Köche aus Afrika, die in München die lokale Küche kennenlernen wollen, um später in der Heimat Touristen bekochen zu können, ist ein kleines Meisterstück lakonischer Erzählkunst.

Und der Band ist reichhaltigst illustriert: Nikolaus Heidelbach setzt die Themen Wurst und Erotik, Wurst und Religion und insbesondere Wurst und Tod auf immer neue Weise ins Bild: Eine Saitenwurst, in der sich der Tod versteckt, eine modebewusste Dame auf hochhackigen Schuhen, die sich als Gipfel der Eleganz eine Scheibe Blutwurst umgeschlagen hat, eine verführerische »Kleine Wurstgöttin« mit Senftöpchen, ein goyascher schlafender Koch, dessen Schlaf Flederwürste gebiert. Mein Lieblingsstück ist vielleicht das ganz stille Doppelblatt »Die Hl. Martha führt den Tod mit Blutwurst in Versuchung«.

Ein Lesebuch, ein Bilderbuch, ein Rezeptbuch, ein Verschenk- und Sichselbstbeschenkbuch – und das alles zum Preis eines bescheidenen Abendessens beim Italiener um die Ecke.

Wiglaf Droste / Nikolaus Heidelbach / Vincent Klink: Wurst. DuMont, 2006. Leinen, fadengeheftet, 160 Seiten. 24,90 €.

Der Große der Kleinen

LK 07Seit mehr als 50 Jahren liefert Reclam, Stuttgart, jedes Jahr seinen kleinen Literaturkalender, der auf etwas mehr als 100 Seiten die literarischen Geburts- und Gedenktage des kommenden Jahres versammelt und zu einer Auswahl der wichtigsten Jubiläen kurze Autorenporträts und Textausschnitte liefert: Eine Einstimmung auf das kommende Lesejahr und eine angenehme Anregung zu der einen oder anderen (Wieder-)Lektüre. Und ein literarisches Jubiläums-Rätsel gibt es obendrein.

Natürlich steht im nächsten Jahr Joseph von Eichendorff auf dem Programm, dessen 150. Todestages wir gedenken. Als einer der langlebigsten Romantiker hatte er zu Ende seines Lebens seine Zeit derartig überlebt, dass ihn einige Lexika bereits voreilig für tot erklärt hatten. 2007 wäre eine gute Gelegenheit, wieder einmal in einer Gedichtsammlung Eichendorffs zu blättern oder die lang zurückliegende Schullektüre des »Taugenichts« durch die des Romans »Dichter und ihre Gesellen« zu ergänzen.

Bei den neueren Autoren wird ausführlich auf Martin Walsers 80. Geburtstag hingewiesen, und wir erfahren, dass Peter Handke, in den wilden Jahren um 68 herum als revolutionär-konservativ- individualistisches Alternativprogramm gestartet, endlich das Rentenalter erreicht, von dem sein Werk seit vielen Jahren Zeugnis ablegt. Aber auch an den ersten Todestag von Robert Gernhardt, den wir gern noch ein paar Jahre mehr bei uns gehabt hätten, wird erinnert.

Unter den nicht ganz so populären Autoren fällt der 200. Geburtstag von Friedrich Theodor Vischer ins Gewicht: Der schwäbische Philosophie-Professor hatte neben der Arbeit an seiner umfangreichen »Aesthetik« noch Zeit für mancherlei gefunden: Umfangreiche Vorlesungen zu Shakespeare, den autobiographisch unterfütterten Roman »Auch Einer«, in dem er »die Tücke des Objekts« erfunden hat, und der einzigen, wirklich gelungenen Parodie des Goetheschen Faust: »Faust, der Tragödie dritter Teil. Treu im Geiste des zweiten Teils des Goetheschen Faust gedichtet von Deutobold Symbolizetti Allegoriowitsch Mystifizinsky«, in der er sich nicht nur über den Goetheschen Text, sondern auch über die Goethe-Forscher seiner Zeit lustig macht. Vielleicht entschließt sich ja im Jubiläums-Jahr ein Verlag, einmal wieder Vischers »Kritische Gänge« aufzulegen.

Man sieht: Der kleine Literaturkalender von Reclam liefert so manche Anregung und Gelegenheit zum Schmökern. Man kann ihn ein Jahr lang in der Tasche tragen und immer mal wieder einen Blick hineinwerfen und einige Seiten lesen. Ein kleines Buch fürs ganze Jahr, und das für nur 2,60 €.

Reclams Literatur Kalender 2007 (53. Jahrgang). RUB 18436. Broschiert, 128 Seiten. 2,60 €.

Capote am Wendepunkt

capoteWenn sich ein Film eines durch und durch literarischen Themas annimmt, so soll er auch in einem Buch-Blog besprochen werden. Bennett Miller hat im Jahr 2005 mit »Capote« einen Welterfolg gedreht, dessen überragender Hauptdarsteller 2006 nicht nur den Golden Globe, sondern auch den Oscar für sein außergewöhnliches Porträt Truman Capotes gewonnen hat. Der Film liegt jetzt auch in Deutschland als DVD vor.

Der Film konzentriert sich auf eine Phase im Leben Capotes, die letztendlich nicht nur seinen Weltruhm begründet hat, sondern auch der Anfgng von seinem Ende als Autor war. Die Geschichte beginnt im November 1959 mit der Ermordung einer vierköpfigen Familie, der Clutters, in Holcomb, Kansas. Die Täter hatten im Haus eine große Summe von Geld vermutet und wollten eigentlich nur einen Raubüberfall vornehmen, der aber eine für die Opfer tödliche Wendung nimmt. Capote, der als Autor von »Frühstück bei Tiffany« schon einen gewissen Ruhm genießt, stößt in der »New York Times« auf eine Meldung dieses ungewöhnlich grausamen Verbrechens, dessen Täter zu diesem Zeitpunkt noch unbekannt sind. Er entschließt sich, für das Magazin »The New Yorker« als Reporter nach Kansas zu fahren. Er wird begleitet von seiner langjährigen Bekannten Harper Lee, die zu dieser Zeit für ihr Buch »Wer die Nachtigall stört« einen Verleger zu finden.

Die Begegnung Capotes mit den Menschen von Holcomb, den den Fall untersuchenden Beamten und schließlich auch den Tätern läßt in ihm die Idee zu einem neuen Buch entstehen, einer Mischung aus Dokumentation und Fiktion, die das Verbrechen in seiner Vorgeschichte, seiner Durchführung und seinen Folgen sowohl für die Freunde und Nachbarn der Opfer als auch für die Täter darstellt. Das Buch wird nicht nur Truman Capote zu einem weltberühmten und reichen Autor machen, die Erfahrungen, die Capote in den sechs Jahren der Auseinandersetzung mit dem Verbrechen und den Verbrechern macht, werden ihn so verändern, dass er in eine ernste Lebenskrise stürzte, von der er sich nie wieder wirklich erholen sollte.

»Capote« ist einer der Glücksfälle im Filmgeschäft, bei dem ein exzellentes Drehbuch (von Dan Futterman) auf einen inspirierten Regisseur trifft und in den Hauptrollen hervorragend besetzt werden kann. Überragend Philip Seymour Hoffman, der nicht nur das auffällige Gebaren Truman Capotes – das für deutsche Zuschauer sicherlich gewöhnungsbedürftiger ist als für die Amerikaner, die in vielen Fällen Truman Capote noch von seinen zahlreichen Fernsehauftritten in Erinnerung haben dürften – in unglaublich genauer Manier reproduziert, sondern der auch verständlich werden lässt, was an diesem Menschen so faszinierend war und weshalb so viele Menschen sich ihm anvertraut haben. Capote muss ein wirklich außergewöhnliches Individuum gewesen sein, und Hoffman gelingt es, diese Ausnahmeerscheinung lebendig werden zu lassen. Dabei liegt dem Film jede Glorifizierung seines Protagonisten fern: Capote wird auch als berechnender, eigennütziger und feiger Nutznießer des Vertrauens eines der Mörder vorgeführt; dass er sich selbst diese Rolle später sehr übel nehmen wird, deutet der Film mehr an, als er es vorführt. Die persönliche Katastrophe, die für Capote dem Ruhm folgte, bleibt im Film ausgeblendet.

Auch die anderen Rollen sind hervorragend besetzt: Catherine Keener als Nelle Harper Lee, Chris Cooper als Alvin Dewey, einer der Beamten, die den Fall untersucht haben, und nicht zuletzt Clifton Collins jr. als Perry Smith, einer der beiden Mörder, um nur einige wichtige Rollen des Films zu nennen. Ein solch harmonisches Ensemble auch bis in kleinere Rollen hinein, ist tatsächlich selten. Ein ruhiger und unaufgeregter Film, der unter die Haut geht; ein beeindruckendes und schonungsloses Autorenporträt. Wenn irgend möglich sollte man den Film im englischen Original anschauen, um die Leistung Hoffmans möglichst unverfälscht genießen zu können. Kino für Leser at it’s best!

Capote. Kanada, 2005. Sony Pictures Classic. DVD. Länge ca. 110 Minuten. Sprachen: Englisch und Deutsch. Extras: Zwei Kommentar-Tracks (Regisseur und Hauptdarsteller, Regisseur und Kameramann), eine Dokumentation und ein mehrteiliges »Making of«. Ca. 18,– €.

Der elektronische Goethe

Goethe_DigibibDie Digitale Bibliothek hatte schon sehr früh zwei umfangreiche Textsammlungen zu Johann Wolfgang von Goethe herausgebracht: Bd. 4 enthielt eine umfangreiche Werkauswahl und Bd. 10 versammelte die Briefe und Tagebücher in der Fassung nach der sogenannten Sophienausgabe sowie eine frühe Fassung der Sammlung der Gespräche Goethes durch Woldemar von Biedermann. Nun bringt die Digitale Bibliothek einen Sonderband, der die beiden Bände zusammenfasst und so die umfassendste elektronische Quelle zu Goethe darstellt.

Da Goethe ohne Frage nicht nur für das 19., sondern auch noch für das 20. Jahrhundert einer der einflussreichsten deutschsprachigen Schriftsteller ist, bedarf eine elektronische Fassung seiner umfangreichen Schriften kaum einer Rechtfertigung. Was ist Goethe nicht alles zu Recht und zu Unrecht zugeschreiben worden, wer hat sich in den vergangenen 250 Jahren nicht alles auf Goethe berufen. Das Internet ist eine neue, reiche Quelle sogenannter zugeschriebener Zitate für die keinerlei Beleg angeführt werden und in vielen Fällen auch nicht anzuführen sind. Eine elektronische Ausgabe in dem Ufang, wie die Digitale Bibliothek jetzt anbietet, ist da eine solide Grundlage zur Überprüfung und Recherche.

Sie wird aber auch für den einen oder die andere Leser/in eine sinnvolle Ergänzung zur gedruckten Werkauswahl in seinem bzw. ihrem Bücherschrank sein. Denn wer hat schon vor, die Briefe Goethes in ihrer Gesamtheit zu lesen? Da braucht man eine durchsuchbare Quelle, in der man effizient nach Stichwörtern suchen und die Fundstellen vergleichen kann. Das alles bietet die seit vielen Jahren gut ausgereifte Software der Digitalen Bibliothek. Ähnliches gilt natürlich auch für die Sammlung der Gespräche, die zwar in der reproduzierten Sammlung von 1889 ff. nicht auf dem neusten Stand ist, für die allermeisten Belange auber vollständig ausreichen dürfte.

Grundlage der Werkauswahl sind in der Hauptsache die etwas ältliche aber recht umfangreiche Berliner Ausgabe der Werke Goethes und die immer populäre Hamburger Ausgabe. Auch dies ist nicht ideal, für praktische Zwecke völlig ausreichend. Die Briefe und Tagebücher werden – wie bereits erwähnt – nach der grundlegenden Sophien-Ausgabe präsentiert.

Abgerundet wird die umfangreiche Zusammenstellung durch den Text der kurzen Goethe-Biographie von Anja Höfer – gedruckt in der Reihe »dtv-portrait« – und dem sehr nützlichen »Who’s who bei Goethe« von Michael Lösch (ebenfalls im Druck bei dtv), einem ausführlichen Figurenlexikon zu den Werken Goethes. Insgesamt umfasst die CD-ROM mehr als 46.000 Bildschirmseiten, was in etwa 23.000 Buchseiten entsprechen dürfte. Der Preis von 19,90 € ist bei einem solchen Angebot kaum der Rede wert.

Johann Wolfgang von Goethe – Leben und Werk. Digitale Bibliothek Sonderband 30. Berlin: Directmedia Publishing, 2006. 1 CD-ROM. Systemvoraussetzungen: PC ab 486; 32 MB RAM; Grafikkarte ab 640×480 Pixel, 256 Farben; CD-ROM-Laufwerk; MS Windows (98, ME, NT, 2000 oder XP) – MAC ab MacOS 10.3; 128 MB RAM; CD-ROM-Laufwerk. Empfohlener Verkaufspreis: 19,90 €.

Software für Mac- und Linux-User kann von der Homepage der Digitalen Bibliothek heruntergeladen werden.