Von der Höhe der Alpen (8)

LXXIII.

Once more upon the woody Apennine –
The infant Alps, which – had I not before
Gazed on their mightier Parents, where the pine
Sits on more shaggy summits, and where roar
The thundering Lauwine – might be worshipped more;
But I have seen the soaring Jungfrau rear
Her never-trodden snow, and seen the hoar
Glaciers of bleak Mont Blanc both far and near –
And in Chimari heard the Thunder-Hills of fear,

LXXIV.

Th’ Acroceraunian mountains of old name;
And on Parnassus seen the Eagles fly
Like Spirits of the spot, as ’twere for fame,
For still they soared unutterably high:
I’ve looked on Ida with a Trojan’s eye;
Athos – Olympus – Ætna – Atlas – made
These hills seem things of lesser dignity;

Lord Byron
Childe Harold’s Pilgrimage

Von der Höhe der Alpen (7)

»I tell you, ma’am,« said Mr. Witherden, »what I think as an honest man, which, as the poet observes, is the noblest work of God. I agree with the poet in every particular, ma’am. The mountainous Alps on the one hand, or a humming-bird on the other, is nothing, in point of workmanship, to an honest man – or woman – or woman.«

Charles Dickens
The Old Curiosity Shop

Von der Höhe der Alpen (5)

Diesmal ein Gastbeitrag von Olaf Teschke:

Die Vernunft findet in dem Gedanken der Dauer dieser Berge oder in der Art der Erhabenheit, die man ihnen zuschreibt, nichts, das ihr imponiert, das ihr Staunen oder Bewunderung abnötigte. Der Anblick dieser ewig toten Massen gab mir nichts als die Vorstellung: es ist so.

Georg Wilhelm Friedrich Hegel

Von der Höhe der Alpen (2)

Früh aufgestanden befand ich mich bald zwar unter freiem Himmel jedoch in engen von hohen Gebirgskuppen umschlossenen Räumen. Ich hatte mich an den Fußpfad, der nach Italien hinunterging, niedergelassen und zeichnete, nach Art der Dilettanten, was nicht zu zeichnen war und was noch weniger ein Bild geben konnte: die nächsten Gebirgskuppen, deren Seiten der herabschmelzende Schnee mit weißen Furchen und schwarzen Rücken sehen ließ; indessen ist mir durch diese fruchtlose Bemühung jenes Bild im Gedächtnis unauslöschlich geblieben.

Mein Gefährte trat mutig zu mir und begann: »Was sagst Du zu der Erzählung unsres geistlichen Wirts von gestern abend? Hast Du nicht, wie ich, Lust bekommen Dich von diesem Drachengipfel hinab in jene entzückenden Gegenden zu begeben? Die Wanderung durch diese Schluchten hinab muß herrlich sein und mühelos, und wann sichs dann bei Bellinzona öffnen mag, was würde das für eine Lust sein! Die Inseln des großen Sees sind mir durch die Worte des Paters wieder lebendig in die Seele getreten. Man hat seit Keislers Reisen so viel davon gehört und gesehen, daß ich der Versuchung nicht widerstehen kann. Ist Dir’s nicht auch so? fuhr er fort; Du sitzest gerade am rechten Fleck, schon einmal stand ich hier und hatte nicht den Mut hinabzuspringen. Geh voran ohne weiteres, in Airolo wartest Du auf mich, ich komme mit dem Boten nach, wenn ich vom guten Pater Abschied genommen und alles berichtigt habe.«

So ganz aus dem Stegreife ein solches Unternehmen, will mir doch nicht gefallen – »Was soll da viel Bedenken! rief jener, Geld haben wir genug, nach Mayland zu kommen, Kredit wird sich finden, mir sind von unsern Messen her dort mehr als ein Handelsfreund bekannt.« Er ward noch dringender. Geh! sagte ich, mach’ alles zum Abschied fertig, entschließen wollen wir uns alsdann.

Mir kommt vor, als wenn der Mensch, in solchen Augenblicken, keine Entschiedenheit in sich fühlte, vielmehr von früheren Eindrücken regiert und bestimmt werde. Die Lombardie und Italien lag als ein ganz Fremdes vor mir; Deutschland als ein Bekanntes Liebwertes, voller freundlichen einheimischen Aussichten und, sei es nur gestanden: das was mich so lange ganz umfangen, meine Existenz getragen hatte, blieb auch jetzt das unentbehrlichste Element, aus dessen Grenzen zu treten ich mich nicht getraute.

Johann Wolfgang von Goethe
Aus meinem Leben