Hellmut Butterweck: Der Nürnberger Prozess

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Vor der Kritik erst ein allgemeines und notwendiges Lob: Dies ist eine auch für den historischen Laien gut lesbare, weitgehend sachliche Auseinandersetzung mit dem Nürnberger Prozess, deren Stärke darin besteht, in weiten Passagen die Protokolle zu zitieren und so alle Prozessbeteiligten selbst zu Wort kommen zu lassen. Butterweck beginnt mit den juristischen Voraussetzungen und historischen Konstellationen, die zum Nürnberger Prozess geführt haben, und er endet mit einer kurzen, auch hier wieder weitgehend an den Selbstaussagen der Betroffenen orientierten Darstellung der Haftzeit der nicht zum Tode verurteilten Nürnberger Angeklagten. Es ist derzeit keine vergleichbare sachliche und aktuelle Darstellung des Nürnberger Prozesses lieferbar, und das Buch ist eine notwendige und gute Ergänzung der populäreren Literatur zum Dritten Reich und seinen Folgen.

Der Leser wird gut informiert über den Ablauf des Prozesses, die Schwierigkeiten, die sich für Gericht, Anklage, Verteidigung und Angeklagte im Verlauf ergaben, streckenweise auch über den Widerhall, den der Prozess in der zeitgenössischen Öffentlichkeit fand, über Prozesssensationen und -pannen usw. usf. Die eine oder der andere mag vielleicht bedauern, dass die Personen der Verteidiger etwas blass bleiben; hier hätte man sich Pars pro Toto wenigstens das eine oder andere detailliertere Portrait gewünscht. Insgesamt macht das Buch das für den Laien gänzlich unüberschaubare Konvolut der Prozessakten in seinen wesentlichen Züge begreiflich und den Prozess in seinen Voraussetzungen und Abläufen klar verständlich.

Formal bleibt das Buch allerdings ein wenig unausgewogen und unfertig. Nachdem Butterweck weite Passagen des Prozesses sorgfältig und genau nachgezeichnet hat, geht er auf S. 336 ohne erkennbaren inhaltlichen Anlass plötzlich zu einer summarischen Darstellung über, die seltsam gehetzt wirkt. Sie orientiert sich an den einzelnen Angeklagten, durchbricht aber dieses Prinzip zum Beispiel im Abschnitt über Wilhelm Keitel, in den Material einfließt, das mit dessen Venehmung durch die Ankläger nichts zu tun hat. Überhaupt wirkt das gesamte Kapitel 12 im Vergleich mit dem übrigen Text eher wie ein Entwurf, als habe etwa eine späte Beschränkung der Seitenzahl von Seiten des Verlags den Autor zu Konzessionen gezwungen.

Als Mangel könnte man ansonsten konstatieren, dass der Autor sprachlich und inhaltlich nicht immer ganz auf der Höhe seines Themas ist. Mokante Kommentare wie zum Beispiel

Es sei erstaunlich, zitiert Gitta Sereny den Speer zitierenden Verleger Wolf Jobst Siedler, „ich musste in die Siebziger kommen, um ein erstes wirklich erotisches Erlebnis mit einer Frau zu haben.“ Dabei dürfte er sich wenige Wochen später übernommen haben. [S. 125]

erscheinen zumindest mir unnötig und sind leider kein Einzelfall. Aber auch Redeweisen wie die vom »widerwärtigen restaurativen politischen Klima der Nachkriegszeit« [S. 218] oder einer »Justizkomödie pur« [S. 400] im Fall des Urteils gegen Schacht lassen Zweifel aufkommen, ob das Verständnis des Autors der Problematik des zeitgenössischen Geschehens immer angemessen ist. Ganz zu schweigen von dem Grundproblem des gesamten Prozesses, dem sich Butterweck zum Glück an keiner Stelle auch nur zu stellen versucht, nämlich dem, ob ein solcher juristischer Prozess den verhandelten Geschehnissen überhaupt gerecht werden konnte oder ob er nicht vielmehr nur einen verzweifelten Versuch der zivilisierten Völker darstellt, angesichts der unglaublichsten Barbarei nicht selbst in Barbarei zu verfallen. Was ein Prozesses gegen die sogenannten Hauptverbrecher überhaupt erreichen hätte sollen und können und was Gerechtigkeit in diesem Zusammenhang bedeuten soll, erscheint mir heute ebenso ungeklärt wie 1945, als der Prozess eröffnet wurde. Was erreicht wurde, ist offensichtlich; wie das dem unglaublichen Grauen gerecht werden soll, für das Deutsche im vergangenen Jahrhundert verantwortlich waren, bleibt weiterhin völlig unklar. Natürlich kann auch Butterweck dies nicht beantworten, aber vor diesem Horizont bleiben sein Bekenntnis zu den Sternen des Völkerrechts [S. 414] und seine wiederholten antiamerikanischen Anwürfe naiv.

Butterweck, Hellmut: Der Nürnberger Prozess. Eine Entmystifizierung
Czernin, 2005. ISBN 3-7076-0058-0
456 Seiten – 21,5 × 13,5 cm – 27,00 Eur[D]

Gert Loschütz: Dunkle Gesellschaft

60652369_86ce5fb369Ein ungewöhnliches Buch, auf das ich über die Shortlist des Deutschen Buchpreises gestoßen bin.

Loschütz arbeitet mit dem bewährten Muster von Rahmen- und Binnenerzählungen: In der Rahmenhandlung lebt der Erzähler und Protagonist Thomas in einem kleinen Dorf, das er in nächtlichen Spaziergängen erkundet. Beherrschendes Element des Rahmens ist der kontinuierliche Regen, der schließlich in einer Flutkatastrophe kulminiert, aus der der Erzähler mit den anderen Bewohnern des Dorfes in ein Flüchtlingslager gerettet wird. Während seiner nächtlichen Gänge durchs Dorf erinnert sich der Erzähler an zehn Episoden aus seinem bewegten Leben, beginnend mit seiner Ausbildung zum Schiffskapitän in der Nähe von London, über unterschiedlichste Beschäftigungen auf diversen Schiffen und an unterschiedlichen Orten bis hin zur Affäre mit einer Nachbarin in dem Dorf, das schließlich überflutet wird.

Allen zehn Binnenerzählungen ist gemeinsam, dass sie rätselhafte Elemente enthalten: Phantastisches, Unheimliches, Ominöses, Traumhaftes – jede Erzählung präsentiert eine andere Spielart des Mysteriösen. Keines dieser Elemente wird aufgelöst, keine der Episoden wird erklärt oder erklärt eine andere. Verbunden sind sie bloß als Erinnerungen des Erzählers und Protagonisten; eigentlich kann der Leser nicht einmal sicher sein, dass es sich tatsächlich in allen Details um Erinnerungen handelt und nicht um Phantasien, die die Erinnerungen überlagern.

Ich muss zugeben, dass mir Literatur dieser Art nicht sehr liegt; ich habe eine Abneigung gegen Erzählungen, die aus dem Umbestimmten und Undeutlichen versuchen, Stimmungen zu erzeugen und damit einen Mangel an konkreten Inhalten, an Handlung und Gedanken zu überspielen. Aber dieser erste Eindruck (wahrscheinlich genährt aus meinem Vorurteil) hat sich im Laufe der Lektüre verloren, was auch daran liegen mag, dass die Variation von Stimmungen, Motiven und Erzählton in den Binnenerzählungen und die immer detaillierter werdende Rahmenerzählungen eine gelungene Mischung von Abwechslung und Kontinuität bilden.

Wie gesagt: Ein ungewöhnliches Buch, das im Laufe der Lektüre gewinnt und dem man deshalb einige Seiten mehr als gewöhnlich Kredit einräumen sollte, falls es einen nicht gleich zu Anfang packt.

Loschütz, Gert: Dunkle Gesellschaft. Roman in zehn Regennächten
FVA, 2005; ISBN 3-627-00129-X
Gebunden
219 Seiten – 19,90 Eur[D]

Daniel Kehlmann: Die Vermessung der Welt

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Das vom Großfeuilleton begeistert aufgenommene Buch ist eine postmodern undeutliche doppelbiographische Erzählung – wie heute beinahe immer mit dem Verlagsgebrauchslabel Roman etikettiert – entlang den Leben des Mathematikers Carl Friedrich Gauß und des Naturforschers Alexander von Humboldt. Beide sollen als Modelle begriffen werden: Gauß als der Theoretiker, den nur materieller Zwang aus der Innenwelt seiner Gedanken in die äußere Welt treibt, Humboldt als der rastlose Reisende, der vor lauter „in der Welt sein“ nicht zu sich selbst gelangt. Beide Reduktionen sind natürlich für die Verbiographierten gänzlich unerheblich. Kehlmann selbst bekundet in einem Interview mit dem Deutschlandradio, dass ihm Humboldt weitgehend fremd geblieben sei; nach dem Eindruck, den das Buch macht, ging es ihm mit Gauß ganz ähnlich.

Wie heute üblich, nimmt sich der Autor mit beiden Biographien Handgreiflichkeiten heraus: Mir wird wohl nie einsichtig werden, warum der Sexualakt großer Mathematiker bzw. der ausbleibende Sexualakt großer Forschungsreisender im Detail zur Biographie hinzuerfunden werden muss. Ich will hoffen, dass es sich nur um eine Spekulation auf die voyeuristische Grundgesinnung des Publikums handelt, was überhaupt eine gute Ausrede für das ganze Buch darstellt.

Positiv lässt sich vermerken, dass Kehlmann wenigstens gewusst hat, was er da verzapft: Er gibt seinen beiden Protagonisten Gelegenheit, sich über das Buch zu äußern:

Wozu dieses ständige Herleiern erfundener Lebensläufe, in denen noch nicht einmal eine Lehre stecke? [S. 114]

Künstler vergäßen zu leicht ihre Aufgabe: das Vorzeigen dessen, was sei. Künstler hielten Abweichungen für eine Stärke, aber Erfundenes verwirre die Menschen, Stilisierung verfälsche die Welt. […] Romane, die sich in Lügenmärchen verlören, weil er Verfasser seine Flausen an die Namen geschichtlicher Personen binde.
Abscheulich, sagte Gauß. [S. 221]

Auch das stellt ja eine gewisse Form von Respekt dar.

Für die nächste Auflage bzw. die Taschenbuchausgabe wäre Autor und Verlag noch ans Herz zu legen, einmal zu prüfen, ob tatsächlich der zehnmillionste Teil eines Längengrades das Meter definiere und ob man tatsächlich zur Bestimmung des Meters den gesamten Längengrad vermessen habe, der Paris mit dem Nordpol verbindet. „Es erfüllte Humboldt stets mit Hochgefühl, wenn etwas gemessen wurde; diesmal war er trunken vor Enthusiasmus.“ [S. 39] Frau Nachbarin, Eure Flasche!

Kehlmann, Daniel: Die Vermessung der Welt
Rowohlt, 2005; ISBN 3-498-03528-2
Gebunden
304 Seiten – 20,5 × 12,5 cm – 19,90 Eur[D]

Hans Peter Duerr: Rungholt

55130855_164688ede0Ein weiteres Buch in Duerrs üblicher Manier: Von 768 Seiten sind etwa 410 Text, 190 Anmerkungen, die zum großen Teil weitere detaillierte und wichtige Informationen enthalten und 140 Bibliographie. Den Rest bilden Impressum, Inhaltsverzeichnis und Register.

Duerr hat also den Kampf gegen Elias’ Theorie vom Prozess der Zivilisation vorerst eingestellt und sich einem archäologischen Thema zugewandt. Auch dafür hat er und wird er noch Schläge der etablierten Wissenschaft beziehen. Rungholt ist daher aus zwei Gründen interessant:

Zum einen präsentiert das Buch – hauptsächlich im ersten Viertel – ein Possenspiel des akademischen Betriebs, enthaltend die beiden Akte Duerr kommt zur Bremer Universität und Duerr und das Archäologische Landesamt Schleswig-Holsteins. Ein bedeutender Teil der Auseinandersetzung hat Ende der 90-er Jahre in der regionalen und überregionalen Presse stattgefunden, und es ist ein Vergnügen der besonderen Art, Duerrs Version der Vorgänge zu lesen. Duerr erweist sich einmal mehr als Eulenspiegel der akademischen Szene, an dessen Einbindung und Zähmung die festgefahrenen und dogmatischen Institutionen Mal um Mal scheitern. Dabei ist Duerr eigentlich das Muster eines Gelehrten: Unglaublich gebildet, misstrauisch gegen überlieferte Vorurteile und stets bemüht um originelle Zugriffe und neue Interpretationen. Er ist der klassische Konservative, der inzwischen so obsolet geworden ist, dass er gleich wieder die Speerspitze der Avantgarde bildet. Und immer geht es ihm um die Sache, mehr noch, um die Wahrheit. Was kann man sich von einem Professor im eigentlichen Sinne mehr wünschen, wenn man nicht gerade sein Dekan oder Rektor ist.

Zum anderen vertritt das Buch in Bezug auf sein Thema zwei neue Thesen:

1. Rungholt lag nicht dort, wo die Forschung es bisher vermutet hat, sondern wahrscheinlich ein ganzes Stück weiter nördlich.

2. Rungholt wurde nicht erst im Mittelalter besiedelt und nach der Sturmflut von 1362 endgültig aufgegeben, sondern Duerr dokumentiert in der Umgebung Rungholts Siedlungsspuren bereits aus dem Neolithikum. Er behauptet explizit nicht eine ununterbrochene Besiedlung der Gegend, sondern weist nur einen bereits sehr viel früheren vor dem bislang angenommenen Zeitpunkt der Erstbesiedlung nach.

Das letzte Viertel des Buches beschäftigt sich mit der Möglichkeit, dass ein minoisches Schiff bereits im 14. oder 13. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung die Gegend um Rungholt erreicht haben könnte, und breitet dann viel gelehrtes und sicherlich für sich genommen interessantes Material über die antike Vorstellung vom Nordens Europas aus. Dies alles hängt nur über den Fund einer einzelnen Scherbe einer mutmaßlich minoischen Gebrauchskeramik im Rungholtwatt mit dem Hauptthema des Buches zusammen. Man wird selbst entscheiden müssen, wie weit man als Leser diesen Weg mitgeht.

Für Duerr-Leser und Rungholt-Interessierte ein Muss, für die anderen ein anspruchsvolles Abenteuerbuch.

Duerr, Hans Peter: Rungholt. Die Suche nach einer versunkenen Stadt
Insel, 2005; ISBN 3-458-17274-2
Gebunden
768 Seiten – 28,00 Eur[D]

Birgit Vanderbeke: Sweet Sixteen

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Ich begleite Birgit Vanderbeke nun schon viele Jahre von Buch zu Buch und habe – anders als einige meiner Bekannten – nie die Geduld mit ihr verloren. Ihren ‚Ton‘ hat Birgit Vanderbeke wahrscheinlich erstmals mit Ich sehe was, was du nicht siehst vollständig beherrscht. Das war eine Geschichte vom einfachen Leben in der französischen Provinz und von der lauten und selbstverliebt umtriebigen Gegenwelt Berlins. Vanderbekes auffallend lakonischer Erzählton schien unmittelbar aus der Einfachheit des Lebens, das sie ihre Erzählerin in Frankreich führen ließ, zu erwachsen. Sie hat ihn seit damals nur unwesentlich verändert. Einige halten das wahrscheinlich für Manierismus und meinen etwas Negatives damit. Ich halte es für einen der seltenen Fälle, in denen ein Autor tatsächlich zu einer ihm eigenen Sprache gefunden hat. Aber das ist – wie bereits gesagt – in der Hauptsache wohl eine Frage der Geduld.

Sweet Sixteen erzählt von einer erfundenen Jugendbewegung. Zuerst verschwinden einige Jugendliche an ihrem 16. Geburtstag spurlos aus ihrem Elternhaus; später sind es ganze Wellen von Jugendlichen, die an bestimmten Terminen verschwinden. Immer sind sie 16 Jahre alt, und in vielen Fällen haben sie als wichtigstes Gepäckstück einen Laptop dabei. Das Buch erzählt nicht, wo, wie und wovon diese Jugendlichen leben; es erzählt von der Ratlosigkeit der Zurückgebliebenen, seien es Eltern oder Pädagogen, Journalisten oder Moderatoren, Polizisten oder Politiker, Psychologen oder Schulreformer. Doch macht offenbar keinen seine Ratlosigkeit sprachlos: Alle ergehen sich in öffentlichen Erklärungen, Rechtfertigungen, Analysen, Kritiken. Vanderbekes Buch schildert mit subtilem Humor Seite für Seite genau jene Unerträglichkeit unserer medialen Gesellschaft, vor der die Jugendlichen in ihre eigene virtuelle Gegenwelt geflohen sind. Zwischen Welt und Gegenwelt liegt nun nicht mehr die Distanz zwischen Berlin und der französischen Provinz, sondern die zwischen Fernseher und Computerbildschirm.

Die Erzählerin gehört mit zu der Welt der Zurückgebliebenen. Als Werbefachfrau nimmt sie aktiv teil, versucht jeden neuen Trend aufzuspüren und zu vermarkten. Aber sie hat die Sehnsucht ihrer eigenen Jugend nicht vergessen, an jener oppositionellen Kultur teilzuhaben, der ihre Schwester anzugehören schien. Und aus dieser Sehnsucht heraus träumt sie sich die neue Jugendbewegung zu einer Hoffnung auf eine menschlichere, schlichtere und leisere Gesellschaft zurecht.

Wahrscheinlich bleibt dem Leser am Ende nichts übrig, als diese Hoffnung der Erzählerin für naiv zu halten, selbst wenn er sie gern teilte. Die Autorin weiß um diese Naivität. Aber es ist wohl gerade diese Haltung, aus der das Buch seine Distanz, seine Genauigkeit der Beobachtung und seinen Humor gewinnt. Ich möchte daher dazu raten, die nötige Geduld aufzubringen, der Erzählerin zuzuhören.

Vanderbeke, Birgit: Sweet Sixteen
S. Fischer, 2005; ISBN 3-10-087026-3
Gebunden
144 Seiten – 12,5 × 20,5 cm – 16,90 Eur[D]

Axel Hacke & Michael Sowa: Der weiße Neger Wumbaba

53340904_1713fca841Ein wunderbares kleines Büchlein, das dem Phänomen des Verhörens von Lied- und Gedichttexten gewidmet ist. Es wird kaum einen Menschen geben, dem es nicht auch schon so oder ähnlich gegangen ist wie jenen, die Axel Hacke ihre Erlebnisse in Leserbriefen zu mehreren Kolumnen geschildert haben. Hacke hat die poetischsten, witzigsten und überraschendsten Verhörer hier zu einem kleinen Handbuch vereint. Lektüre nur für eine oder zwei Stunden, aber originell und voller Poesie. Geschmückt mit wundervollen Illustrationen von Michael Sowa. Als Verschenkbuch bestens geeignet!

Hacke, Axel & Michael Sowa: Der weiße Neger Wumbaba. Kleines Handbuch des Verhörens
Antje Kunstmann, 2004; ISBN 3-88897-367-8
Gebunden – 64 Seiten, vierfarb. – 8,90 Eur[D]

Alex Capus: Reisen im Licht der Sterne

44685324_7c3f526210Ein merkwürdig unausgeglichener Text, der den Eindruck macht, der Autor wisse eigentlich nicht genau, wovon er erzählen will. Natürlich hängen alle Stränge irgendwie miteinander zusammen, aber ob ich in einem Buch über Stevenson und seine Schatzinsel, das zudem die These vertreten möchte, dessen Schatzinsel habe bei Samoa gelegen, dann aber diese These wie viele andere lieber doch nicht vertreten mag, die Geschichte des aus »Remscheid bei Solingen« stammenden Gouverneurs von Cocos Island lesen möchte, scheint mir höchst zweifelhaft. Aber: Der Autor hat es gewußt, also ist es auch ins Buch hinein gekommen. Darüber hinaus ist das Buch sprachlich unausgewogen; einige Kapitel kommen sehr holprig daher.

Capus, Alex: Reisen im Licht der Sterne. Eine Vermutung
Knaus, 2005; ISBN 3-8135-0251-1
Gebunden
240 Seiten – 20,0 × 12,5 cm – 18,00 Eur[D]

Hans Dieter Zimmermann: Heinrich von Kleist

44685189_33ddd6a7fcWahrscheinlich die Quelle der nicht ausrottbaren Gerüchte um Kleists Homosexualität, die auf äußerst tönernen Füßen stehen und wenig zum Verständnis des Werks beitragen. Beginnt allerdings mit einer hervoragenden Schilderung des Todes von Heinrich von Kleist!

Nicht mehr lieferbar! (Bibliographischer Nachweis)