McEwans erster Roman, der zuerst 1978 erschienen ist. Erzählt wird von einem Haushalt mit vier Kindern, in dem zuerst der Vater und wenig später auch die Mutter stirbt. Die Kinder verschweigen den Tod der Mutter, die zuvor schon einige Zeit bettlägerig gewesen war, zementieren ihre Leiche in eine Metallkiste ein und leben einen Sommer lang unbehelligt von Erwachsenen. Erzähler ist Jack, der mit 14 Jahren ältere der beiden Jungen, der sich nicht nur in die veränderte Situation seines Elternhauses einfinden muss, sondern auch mit seiner Pubertät zu kämpfen hat. Als seine 17-jährige Schwester einen Freund mit ins Haus bringt, reagiert Jack mit Eifersucht und Rivalität. Gleichzeitig verarbeitet sein Bruder Tom, der noch zur Grundschule geht, das Mobbing durch seine Schulkameraden, indem er in die Rolle eines Mädchens schlüpft, worin seine beiden Schwestern ihn unterstützen.
Der Roman enthält wenig Handlung im klassischen Sinne, sondern legt den Schwerpunkt der Darstellung auf die soziale und psychische Entwicklung seines Protagonisten. Inwieweit man das überzeugend findet, hängt wohl sehr stark vom einzelnen Leser ab. Mir war das Erzählte über weite Strecken zu statisch und zu impressionistisch. Der vorliegende Stoff scheint mir nur für eine weit kürzere Erzählung ausreichend, der Roman überdehnt ihn.
Ian McEwan: Der Zementgarten. Kollektivübersetzung, Endredaktion: Christian Enzensberger. detebe 20648. Zürich: Diogenes, 1982. 206 Seiten. 8,90 €.