Writing, when properly managed, (as you may be sure I think mine is) is but a different name for conversation. As no one, who knows what he is about in good company, would venture to talk all;—so no author, who understands the just boundaries of decorum and good-breeding, would presume to think all: The truest respect which you can pay to the reader’s understanding, is to halve this matter amicably, and leave him something to imagine, in his turn, as well as yourself.
For my own part, I am eternally paying him compliments of this kind, and do all that lies in my power to keep his imagination as busy as my own.Laurence Sterne
Tristram Shandy
Schlagwort: Stammbuch
Allen Lesern ins Stammbuch (64)
Moral und Stil. – Man wird als Schriftsteller die Erfahrung machen, daß, je präziser, gewissenhafter, sachlich angemessener man sich ausdrückt, das literarische Resultat für um so schwerer verständlich gilt, während man, sobald man lax und verantwortungslos formuliert, mit einem gewissen Verständnis belohnt wird. Es hilft nichts, alle Elemente der Fachsprache, alle Anspielungen auf die nicht mehr vorgegebene Bildungssphäre asketisch zu vermeiden. Vielmehr bewirken Strenge und Reinheit des sprachlichen Gefüges, selbst bei äußerster Einfachheit, ein Vakuum. Schlamperei, das mit dem vertrauten Strom der Rede Schwimmen, gilt für ein Zeichen von Zugehörigkeit und Kontakt: man weiß, was man will, weil man weiß, was der andere will. Beim Ausdruck auf die Sache schauen, anstatt auf die Kommunikation, ist verdächtig: das Spezifische, nicht bereits dem Schematismus Abgeborgte erscheint rücksichtslos, ein Symptom der Eigenbrötelei, fast der Verworrenheit. Die zeitgemäße Logik, die auf ihre Klarheit so viel sich einbildet, hat naiv solche Perversion in der Kategorie der Alltagssprache rezipiert. Der vage Ausdruck erlaubt dem, der ihn vernimmt, das ungefähr sich vorzustellen, was ihm genehm ist und was er ohnehin meint. Der strenge erzwingt Eindeutigkeit der Auffassung, die Anstrengung des Begriffs, deren die Menschen bewußt entwöhnt werden, und mutet ihnen vor allem Inhalt Suspension der gängigen Urteile, damit ein sich Absondern zu, dem sie heftig widerstreben. Nur, was sie nicht erst zu verstehen brauchen, gilt ihnen für verständlich; nur das in Wahrheit Entfremdete, das vom Kommerz geprägte Wort berührt sie als vertraut. Weniges trägt so sehr zur Demoralisierung der Intellektuellen bei. Wer ihr entgehen will, muß jeden Rat, man solle auf Mitteilung achten, als Verrat am Mitgeteilten durchschauen.
Theodor W. Adorno
Minima Moralia
Allen Lesern ins Stammbuch (63)
Für alle Länder zeigt sich, dass nur sehr wenige Erwachsene die höchste Stufe der Lesekompetenz (Stufe V) erreichen. Sowohl im Durchschnitt über die beteiligten OECD- Länder als auch in Deutschland befindet sich weniger als 1 % der Bevölkerung auf dieser Stufe und ist somit in der Lage, mit sehr komplexen Leseanforderungen umzugehen. Im OECD- Durchschnitt erreichen immerhin 11 % der Personen (10 % in Deutschland) die Kompetenzstufe IV und können lange und schwierige, aber in Abgrenzung zu Stufe V etwas weniger komplexe Texte verarbeiten. Der Anteil der Personen, der diese Kompetenzstufe erreicht, variiert stark zwischen den Ländern: Während in Japan und Finnland etwa ein Fünftel der jeweiligen Bevölkerung Kompetenzstufe IV erreicht, liegt der Anteil in elf der 23 Länder bei unter einem Zehntel, davon in Spanien und Italien sogar unter 5 %.
Demgegenüber findet sich in allen Ländern ein nicht unerheblicher Anteil Erwachsener im unteren Bereich der Lesekompetenz, das heißt auf oder unter Stufe I. Diese Personen können nur kurze Texte mit eher einfachem Grundwortschatz und übersichtlicher Struktur lesen. Im OECD-Durchschnitt verfügen rund 16 % der Erwachsenen über eine Lesekompetenz im unteren Bereich, wobei sich die entsprechenden Anteile in den einzelnen Ländern deutlich unterscheiden. Während in Deutschland der Anteil mit rund 18 % vergleichsweise nahe am OECD-Durchschnitt liegt, beläuft er sich in Japan auf unter 5 %. In Spanien und Italien finden sich mit jeweils über 25 % hingegen sehr hohe Anteile auf oder unter Stufe I.
Quelle: Beatrice Rammstedt (Hrsg.)
Grundlegende Kompetenzen Erwachsener im
internationalen Vergleich. Ergebnisse von PIAAC 2012
S. 42 f.
Allen Lesern ins Stammbuch (62)
Aber das alles schreiben, seine Gedanken und seine Seele auf diesen Kleinkram verschwenden, die Überzeugungen wechseln, mit Geist und Phantasie Handel treiben, seine Natur vergewaltigen, sich aufregen, brennen, keine Ruhe kennen und immer irgendwohin unterwegs sein … Und nichts als schreiben und schreiben, wie ein Rad, wie eine Maschine: morgen schreiben, übermorgen; ob es Feiertag ist oder Sommer wird – er muss in einem fort schreiben. Wann spannt er denn mal aus und erholt sich? Der Unglückliche!
Iwan Gontscharow
Oblomow
Allen Lesern ins Stammbuch (61)
Besides, besides, why bother to write that kind of stuff down? Has it not been done—and done? Do they need me too to scratch my name on the Wailing Wall? For me the books count—my own included—where the writer incriminates himself. Otherwise, why bother?
Philip Roth
The Professor of Desire
Allen Lesern ins Stammbuch (60)
Ein gewisser Mann […] verlor einmal einen diamantenen Manschettenknopf im großen blauen Meer, und zwanzig Jahre später aß er an genau dem gleichen Tag, anscheinend einem Freitag, einen großen Fisch – aber es war kein Diamant darin. Das ist es, was mir am Zufall so gefällt.
Vladimir Nabokov
Gelächter im Dunkel
Allen Lesern ins Stammbuch (59)
Noch eine Weile kann ich das alles aufschreiben und sagen. Aber es wird ein Tag kommen, da meine Hand weit von mir sein wird, und wenn ich sie schreiben heißen werde, wird sie Worte schreiben, die ich nicht meine. Die Zeit der anderen Auslegung wird anbrechen, und es wird kein Wort auf dem anderen bleiben, und jeder Sinn wird wie Wolken sich auflösen und wie Wasser niedergehen.
Rainer Maria Rilke
Die Aufzeichnungen des
Malte Laurids Brigge
Allen Lesern ins Stammbuch (58)
// WAS IST EIN BUCH?
Dies ist 1 Titel aus den 37 000 Titeln der Jahrestitelproduktion der Bundesrepublik und Westberlins; auf den Markt geworfen von einem der 2 494 Verlage, in der Hoffnung, mit dieser Ware, die auf den Regalen von 6 920 Buchhandlungen in 888 Orten feilgeboten wird, einen Anteil am 3-Milliarden-Umsatz zu ergattern, einen, wenn’s beliebt, großen Profit. Hier hört die Schöngeisterei auf, hier beginnt das große kapitalistische Catch as catch can aller gegen alle, hier zählt, wie bei Waschmitteln und Heringskonserven, nichts als die Zahl. Jetzt hast du bezahlt, jetzt haben sich die Investitionen bezahlt gemacht, in jeder Kasse klingelt ein Teil deines Gehalts, deines Lohnes, gleichgültig, ob der Gehalt sich lohnt, du hast deine Konsumentenpflicht getan, deinen Beitrag zur Kapitalverwertung, zur Akkumulation, zur Niederringung der Konkurrenz geleistet (der Prozeß der Kapitalkonzentration ist auch hier weit fortgeschritten, zurück bleiben ein paar ideologische Fetzen, die kaum verschleiern, daß die Druckfreiheit einer 60-Millionen-Gesellschaft auf die Freiheit von 276 Unternehmern zusammengeschmolzen ist, die über 75 % aller Titel beherrschen, während sie ihrerseits wieder von den Banken beherrscht werden, daß von den 7 000 Buchhandlungen 6 000 kaum der Rede wert sind, weil 1 000 80 % aller Umsätze an sich gezogen haben, daß aus der stattlichen Zahl von 564 Grossisten nur 17 zählen, der Rest sich in 20 % des Umsatzes der Branche teilt). //
Bernward Vesper
Die Reise (1977)
Allen Lesern ins Stammbuch (57)
Gesellschaft
Aus einer großen Gesellschaft heraus
Ging einst ein stiller Gelehrter zu Haus.
Man fragte: »Wie seid Ihr zufrieden gewesen?«
»Wären’s Bücher«, sagt’ er, »ich würd sie nicht lesen.«Johann Wolfgang von Goethe
Allen Lesern ins Stammbuch (56)
Da es jedoch auf vieles Bezug nimmt, was vielleicht nicht allgemein bekannt ist, […] liegt es im Interesse des Autors, einige der dunkleren historischen Anspielungen zu erklären. Dieser Pflicht zu genügen, mahnt ihn der bittere Kelch der Erfahrung, hat sie ihm doch oft gezeigt, dass, egal wie wenig das Publikum über eine Sache weiß, ehe sie seinen Blicken dargeboten wird, kaum hat man sie dieser schrecklichen Prüfung ausgesetzt, jeder Einzelne und alle zusammen, man könnte sagen, intuitiv, mehr von ihr verstehen als derjenige, der sie ihnen doch erst gezeigt hat; und dass es im Gegensatz zu dieser unbestreitbaren Tatsache für einen Schriftsteller oder einen Planer ein sehr unsicheres Experiment ist, auf die Erfindungskraft eines anderen Menschen zu vertrauen.
James Fenimore Cooper
Der letzte Mohikaner