Der analytische Schriftsteller beobachtet den Leser, wie er ist; danach macht er seinen Kalkül, legt seine Maschinen an, um den gehörigen Effekt auf ihn zu machen. Der synthetische Schriftsteller konstruiert und schafft sich einen Leser, wie er sein soll; er denkt sich denselben nicht ruhend und tot, sondern lebendig und entgegenwirkend. Er läßt das, was er erfunden hat, vor seinen Augen stufenweise werden, oder er lockt ihn es selbst zu erfinden. Er will keine bestimmte Wirkung auf ihn machen, sondern er tritt mit ihm in das heilige Verhältnis der innigsten Symphilosophie oder Sympoesie.
Friedrich Schlegel
Kritische Fragmente
Schlagwort: Stammbuch
Allen Lesern ins Stammbuch (4)
Interviewer: Manche Leute sagen, Ihre Bücher seien selbst nach zwei- oder dreimaligem Lesen nicht zu verstehen. Nehmen wir an, irgendeiner kommt mit dieser Klage direkt zu Ihnen, was würden Sie ihm sagen?
William Faulkner: Viermal lesen.
Allen Lesern ins Stammbuch (3)
Wie für jeden Dichter, so noch mehr für den komischen muß soviel gastfreundliche Offenheit dastehen als umgekehrt für den Philosophen kriegerische Verschlossenheit, und beiden zum Vorteil.
Jean Paul
Vorschule der Ästhetik
Allen Lesern ins Stammbuch (2)
Ein Buch ist ein Spiegel, wenn ein Affe hineinguckt, so kann freilich kein Apostel heraus sehen. Wir haben keine Worte mit dem Dummen von Weisheit zu sprechen. Der ist schon weise der den Weisen versteht.
Georg Christoph Lichtenberg
Sudelbücher (E 215)
Allen Lesern ins Stammbuch (1)
Ihr nehmt ein Gesetz in der Tat und ehrlicherweise als an und für sich seiend, Ich bin auch dabei und darin, aber auch noch weiter als Ihr, ich bin auch darüber hinaus und kann es so oder so machen. Nicht die Sache ist das Vortreffliche, sondern Ich bin der Vortreffliche und bin der Meister über das Gesetz und die Sache, der damit, als mit seinem Belieben, nur spielt und in diesem ironischen Bewußtsein, in welchem Ich das Höchste untergehen lasse, nur mich genieße. – Diese Gestalt ist nicht nur die Eitelkeit alles sittlichen Inhalts der Rechte, Pflichten, Gesetze – das Böse, und zwar das in sich ganz allgemeine Böse –, sondern sie tut auch die Form, die subjektive Eitelkeit, hinzu, sich selbst als diese Eitelkeit alles Inhalts zu wissen und in diesem Wissen sich als das Absolute zu wissen.
Georg Wilhelm Friedrich Hegel
Grundlinien der Philosophie des Rechts