Es war kaum noch zu ertragen.
Dünnes Bändchen mit 25 Erzählungen. Es handelt sich um einen der typischen Sammelbände, die die Aufgabe haben, die Arbeiten eines Autors zusammenzufassen und für die Zukunft zu sichern, nicht um einen durchkomponierten Erzählband, die eine eigene Kunstform für sich bilden. Der Band trägt sie etwas seltsame Gattungsbezeichnung Nouvelles, was den nicht frankophonen deutschen Leser wohl dazu verführen soll, etwas Ähnliches wie Novellen zu erwarten, wenn er denn eine erkennen würde, wenn sie ihm begegnete. Tatsächlich wäre die Gattungsbezeichnung wohl eher mit Nachrichten zu übersetzen, was den Normalleser eher ein Sachbuch als eine Sammlung fiktionaler Texte erwarten ließe. Wie dem auch sei …
Aufgrund des Sammlungscharakters sind die präsentierten Erzählungen von recht unterschiedlicher Qualität. Da aber eine Dokumentation der Erstveröffentlichungen oder Entstehungszeiten ebenso fehlt wie ein Inhaltsverzeichnis, lässt sich das Material nur schwer einordnen und beurteilen. Es ist allerdings kein gutes Zeichen für das Vertrauen der Autorin in ihre Texte, dass die witzigste Geschichte gleich zu Anfang als Captatio benevolentiae zu finden ist. Bei den besten Geschichte handelt es sich um kurze Variationen über das zentrale Thema Kristófs: Der oder die wegen dieser oder jener Gründe von seiner Umwelt isolierte Einzelne. Aber es finden sich auch naive Aufrufe gegen den Krieg oder eine platte feministische Fabel auf den bürgerlichen Ehemann.
Wer die Geduld hat, die wenigen Perlen herauszulesen, wird Freude an dem kurzen Bändchen haben; die anderen sollten sich an die Romane Kristófs halten.
Ágota Kristóf: Irgendwo. Nouvelles. Aus dem Französischen von Carina von Enzenberg. Serie Piper 5196. München: Piper, 2008. Broschiert, 121 Seiten. 7– €.