Jeden Abend erhielt der alte Mouque den Besuch seines Freundes, des Vaters Bonnemort, der vor dem Abendbrot regelmäßig denselben Spaziergang machte. Die beiden Alten redeten nicht viel, wechselten die halbe Stunde über, die sie beisammen weilten, kaum zehn Worte; aber es freute sie, so beieinander zu sein, der Dinge von einst zu gedenken, die sie gemeinsam wiederkäuten, ohne auch nur das Bedürfnis zu verspüren, davon zu sprechen. Seite an Seite saßen sie beim Réquillart auf einem Balken, ließen von Zeit zu Zeit ein Wort fallen, versanken dann wieder, die Nase zu Boden gesenkt, in ihre Träumereien. Ohne Zweifel fühlten sie sich wieder jung. Rings um sie her hoben die Burschen den Mädchen die Röcke hoch; Flüstern, Lachen, Küsse und warmer Mädchendunst stiegen aus dem zerdrückten, kühlen Gras auf. Schon damals, vor dreiundvierzig Jahren, hatte sich auch Vater Bonnemort sein Weib hier hinter der Grube genommen, eine Schlepperin, die so schwächlich war, daß er sie, um sie bequemer umarmen zu können, auf einen Kohlenkarren legen mußte. Ah, das war nun schon lange her! Und die beiden Alten schüttelten die Köpfe und trennten sich schließlich, manchmal ohne sich auch nur guten Abend zu sagen.
Émile Zola
Germinal